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Lange bevor der moderne Mensch alles streamte, gab es trotzdem schon medienbegeisterte Kinder wie uns. Doch damals mußten wir mit allerlei Gerätschaften hantieren, um in den Genuß von Musik und Film zu kommen. Terrestrisches Radio, Tonband, Plattenspieler, Kassettenrekorder, Kompaktanlagen, Diktiergeräte, CD-Player, MiniDisc, Satellitenschüssel, Video 2000, VHS – all diese Technik, all diese Datenträger füllten ganze Schrankwände im Wohnzimmer und umgaben uns jeden Tag.
Sebastian, Jan und Christian pusten den Staub von den alten Rekordern und Abspielgeräten, kleben einen Tesastreifen über den Kopierschutz und drücken auf Aufnahme.
TaoTao
Als Kassettenkind freut mich das heute besonders.
Hallo ihr Lieben,
ja, Kassetten und Recorder gibt es heute noch, „Die drei Fragezeichen“ bspw. erscheinen immer noch in kleiner Auflage auf MC. Mir fallen auch viele Geräte ein, die mich in wenigen Fällen auch heute noch begleiten, aber hier mal zu einem, welches ich in den Achtzigern zum Geburtstag bekam und der aaaaabsolute Hit war: Ein Radiowecker mit Kassettendeck in weiß und sowohl der Funktion des automatischen Seitenwechsels, dem automatischen Abschalten bei Bandende, als auch dem Wecken mit Kassette! Es ist Jahre lang unfassbar viele Stunden gelaufen, war irgendwann leider nicht mehr zu reparieren, aber ich denke noch mit großer Freude daran und dazu war es so ein schickes Gerät.
Vor wenigen Jahren stieß ich bei der Suche nach einem Ersatz (tatsächlich hatte ich nicht erwartet, dass es so schwer wäre) auf eines, das ich mit vielen Kompromissen, ja hässlich ist es zudem auch, heute nutze um, und das ist der Clou, meine alten Kassetten in MP3s aufnehmen. CDs waren nie mein Medium und mit den Schallplatten hantierte meine ältere Schwester viel geschickter, so bin ich heute zwar noch der geliebten MC treu, aber die MP3 ist auch das Medium der Wahl. Mit dem aktuellen Gerät schaffen es nun also alte MCs aufs Tablet und Smartphone und ich freue mich über den Erhalt der alten Ruckler und Bandhänger.
An dem ersten damals schon alten Kassettenrecorder im Kinderzimmer konnte ich „lange“ (?) Zeit den Kopf nicht drücken um das Deck zu öffnen, der Widerstand war zu viel für mich, hatte nicht genug Kraft. Ich war 2, schlief noch in einem Gitterbett und hatte Angst vor Benjamin Blümchen als Schornsteinfeger. 😅 Da musste ich bei Seitenende also jemanden holen, wenn meine Schwester nicht mithörte und erinnere mich heute noch wie zermürbend das sein konnte, weil ja auch nicht nur darauf gewartet wurde, mir die Kassette umzudrehen. 😉 Irgendwann konnte ich es wie durch ein Wunder alleine. – Ach Rückblicken ist schon toll. 😁
TaoTao
PS: Ei gude, als Südhessin hab isch nadürlisch aach Badesalz geheerd. 😉
Sebastian
Zu dieser Sendung hat uns ausführliches und hochinteressantes Feedback unseres Hörers Tobi erreicht. Mit seiner Erlaubnis darf sein toller Text hier als Bonusmaterial auftauchen. Danke, Tobi!
Er schreibt:
„Ich sammle alte Sachen und habe auch ein Bisschen Technikerfahrung. Zur Cassette:
Sie ist leider ein sehr unterschätztes Medium. Mit gutem Cassettendeck und guter Cassette kann man Aufnahmen machen, die einer CD sehr nahe sind, in den meisten Fällen ist bis auf ein leises Rauschen kein hörbarer Unterschied feststellbar. Leiern tut da bei guter Hardware nix hörbar.
Dieses Feature bei Doppelcassettendecks hieß High Speed Dubbing, in 95% der Fälle können Cassetten damit mit doppelter Geschwindigkeit kopiert werden (bei manchen auch schneller). Da sowohl die zu kopierende als auch die aufzeichnende Cassette gleich schnell laufen klingt die Aufnahme dann beim Abspielen wieder normal schnell. Geräte wo auch während des normalen Aufnahmevorgangs auf doppelte Geschwindigkeit aktiviert werden kann, waren wirklich totale Billigheimer. Bei einem vernünftigen Gerät ist die Funktion blockiert, solang nicht kopiert wird.
Die Qualität wird beim Kopieren kaum schlechter weil sich das Rauschen nicht verdoppelt, sondern nur geringfügig lauter wird, allerdings wird das deutlich schlimmer, wenn man die Kopie weiter kopiert. Vorausgesetzt für gute Qualität ist natürlich ein gutes Cassettendeck.
Der Kopierschutz bei Videocassetten nannte sich Makrovision. Spätere Recorder verweigerten die Aufnahme beim Kopierversuch direkt, da stand dann „Aufnahme nicht möglich“ oder sowas im Bildschirm. Auf den On Demand Kanälen von Kabelanbietern und Sky ist das Signal, wenn man es über Scart aus gibt bis heute mit Macrovision versehen. Eine Aufnahme auf Video ist deshalb nur auf Recordern vor 1985 (Bei Betamax auch neuer) oder mit einem Kopierschutzkiller möglich.
Videorecorder hatten bereits ab 1984 HiFi Ton, der mit auf der Bildspur moduliert wurde. Damit erreicht ein HiFi VHS Recorder (4 bzw. 6 Kopf) eine Tonqualität, die von den Technischen Daten her beinahe der CD entspricht. Bei Geräten mit Longplay konnte man so bis zu 10 Stunden am Stück Audio in hervorragender Qualität aufnehmen, deshalb war es üblich, Videorecorder in die HiFi Anlage zu integrieren. Mit so einem HiFi VHS kann man sogar frühes Dolby Surround bis Pro Logic II mit passendem Verstärker ausgeben. VHS Recorder bis Mitte der 90er haben normalerweise auch die Maße von HiFi Bausteinen (39 oder 43 cm Breite). Alle Heimvideosysteme haben zwischen 240 und 280 Linien, nur Hi8 und SVHS haben mehr, was aber eher beim Kopieren auffällt. da dort die Kopie auch nach mehreren Generationen kaum schlechter wird und es gibt kein Farbbluten. Es gab noch Super Beta aber das lag auch nur bei 300 Linien oder so.
Zurück zur Cassette: Die automatische Wendefunktion heißt Autoreverse und auch Walkmans hatten ab Mitte der 80er dieses Feature, die gab es sowohl mechanisch, als auch Full Logic gesteuert (also mit Mikroprozessor und Tipptasten) und sogar fernbedienbar. Bei stationären Decks gab es auch Quick Reverse, dabei ist ein optischer Sensor vor dem Tonkopf und wenn das Vorspannband erreicht ist löst er aus und dreht den Tonkopf innerhalb von 0,3 Sekunden um, sodass eine fast lückenlose Aufnahmen beider Seiten möglich ist.
Geräte in dieser Preisklasse haben oft auch Pausensuchlauf: Wenn zwischen den Titeln mehr als 3 Sekunden Pause sind erkennt es das und hält an. So kann man Titel überspringen, das geht aber nur fehlerfrei, wenn im Lied keine zusätzlichen Pausen sind. Einige Geräte können auch Repeat oder sogar Random. Und es gibt auch Geräte die mehr als 1 Lied vor oder zurück springen können bzw. Programmierbar wie ein CD Player sind. Für gewöhnlich haben diese Geräte dann auch eine Blank Skip Funktion: Wenn einige Sekunden Stille auf dem Band sind und zum Ende der Cassette noch ein Stück frei ist spult das Gerät automatisch auf die andere Seite und hält dort beim ersten Track wieder an, aber auch hier gibt’s oft Probleme mit leisen Stellen oder Stille zwischen oder in Songs.
In den 80ern gab es sogenannte Cassettenwechsler als Baustein. Auf einer Seite war ein Magazin wie bei einem CD Wechsler, nur dass da Cassetten rein kamen. Auf der anderen Seite war ein Aufnahmedeck. Man konnte dann den Wechsler Part auf Titelteihenfolgen unterschiedlicher Cassetten und Seiten programmieren und das dann auf eine Cassette in Aufnahmedeck in doppelter Geschwindigkeit kopieren, natürlich wartete die aufzunehmende Cassette immer auf den Wechsler, wenn er die Cassette wechselte oder ein Lied suchte.
Autoreverse funktioniert relativ einfach und gab es bei hochwertigen Tonbandgeräten schon in den 50er Jahren, in den 70ern wurde es dann für Cassette umgesetzt.
Auf einer Cassette sind 4 Spuren: 2 für die A Seite und 2 für die B Seite. Ein normaler Tonkopf hat 2 Spuren, weil die Cassette ja von Hand gedreht wird, er liest also immer nur das halbe Band. Ein Autoreverse Kopf in einem Walkman oder Autoradio hat meist 4 Spuren. Wenn die Cassette am Ende einer Seite ist, schaltet das Gerät in die andere Richtung und die Spuren für die jeweilige Seite werden ebenfalls passend umgeschaltet.
In Laufwerken mit Aufnahmefunktion ist normalerweise ein Löschkopf und ein 2 Spur Stereo Kopf auf einem Drehsockel montiert, der je nach Laufrichtung gedreht wird und dann entweder Vor oder Rückseite abtastet, es gibt aber nur 1 oder 2 Walkmans, die ebenfalls einen Drehkopf hatten. Frühe Autoreverse Geräte mit Aufnahmefunktion haben einen festen 4 Spur Kopf und links und rechts jeweils einen Löschkopf (für jede Richtung einen).
Das Problem mit dem Bandsalat kann bei Kindern und jungen Leuten entweder auftreten weil sie billige Geräte und/oder billige Cassetten haben, oder weil die Wickel nicht vernünftig aufgerollt sind.
Wenn man z.B. immer nur 2 Lieder hört und eins ist auf der A und das andere auf der B Seite, wickeln sich die Wickel (das Gebilde mit dem Band) ungleichmäßig auf und werden gegen das Gehäuse gedrückt, denn je nach Laufrichtung wickelt sich das Band eher links oder eher Rechts auf den Wickelkern (das Plastikteil mit den Zacken wo der Bandwickel drauf ist), es kann auch passieren, dass – wenn die Cassette nicht in der Hülle sondern lose auf dem Boden des Schulranzens liegt sich der Wickel lockert und dann Bandschlaufen in der Cassette entstehen, die sich beim Abspielen so ungünstig aufwickeln, dass es zu einer Fehlfunktion des Gerätes kommt.
Wenn man Cassetten nur zum Abspielen aus ihrer Hülle nimmt und sie vernünftig Seite für Seite abspielt passiert sowas aber nicht – auch nicht bei Autoreversegeräten.
Zur Aufnahmequalität: Grundlegend gibt es 4 Bandtypen. Typ I kam bereits 1963 zur Einführung der Cassette, Ferrooxidbeschichtung, wurde bereits in den 70er Jahren so weiterentwickelt, dass auch damit HiFi Aufnahmen möglich waren, Stereo kam erst 1968/69, davor war das Cassettensystem als 2 Spur ausgelegt, also Mono, die Qualität war anfangs so schlecht, dass Philips nicht daran dachte es für Musik zu deklarieren, offiziell war es als Diktiergerät gedacht, es gab aber wohl ziemlich von Anfang an bespielte Cassetten (das System an sich heißt ja eigentlich Compact Cassette, vorbespielte Cassetten hießen aber spätestens ab den 70ern MusiCassette).
Typ II – Chromdioxid, kam Anfang der 70er, als Typ I noch nicht HiFi tauglich war und hat die Qualität damals maßgeblich gesteigert. Weil BASF Lizenzgebühren dafür wollte stellten nur deutsche Fabrikate Chromdioxid Band her, die Japaner anfangs auch, entwickelten dann aber schnell eigene Chromersätze, die das Echtchrom mit all seinen Nachteilen nach einiger Zeit überholten.
Typ III – Ferrochrom – 1973 von Sony eingeführt, eine Mischung aus Beidem um die Vorteile beider Typen auszunutzen (Ferro ist unempfindlich gegen Bässe und hohe Pegel, Chrom verzerrt schnell im Bass, hat dafür aber brillantere Höhen und ist rauschärmer), hat sich aber nicht durchgesetzt und verschwand Mitte der 80er komplett vom Markt.
Typ IV – Reineisenband bzw. Metal Tapes. Das Hochwertigste und teuerste Bandmaterial. Kam Ende der 70er.
Damit ein Cassettendeck automatisch zwischen den unterschiedlichen Bandtypen unterscheiden kann, hat Typ I quadratische, Typ II längliche Aussparungen und Typ IV zusätzlich 2 Aussparungen mehr in der Mitte. Bei eingelegter Cassette sind im Gerät mehrere Hebel an diesen Stellen positioniert, die dann je nach „Codierung“ der Cassette den richtigen Bandtypen auswählen. Und so ist das auch mit der Aufnahmefunktion: Bei Leercassetten sind dort dünne Plastiknippel angebracht, die man leicht rausbrechen kann (Löschlaschen) um sie nach dem Bespielen gegen versehentliches Löschen zu schützen, es gab übrigens einige wenige Exotische Cassetten, die dort einen Hebel hatten oder Gummipfropfen, die man zum überspielen immer wieder dort einklemmen konnte. Bei vorbespielten Cassetten fehlen die Nippel. Auch an der Stelle ist ein Hebel und wenn die Lasche rausgebrochen ist, wird die Aufnahme blockiert. Einfach, aber genial. Warum da jeweils 2 dieser Aussparungen sind ist klar… beim Wenden der Cassette müssen die Hebel ja ebenfalls ihre Funktion erfüllen, außerdem können so A und B Seite getrennt geschützt werden, z.B. wenn eine Seite schon bespielt ist, die andere aber noch nicht, die Aussparungen/Löschlasche links sind immer die für die Seite, die nach vorn zeigt.
Wichtig: Beim Überkleben muss man immer darauf achten, dass man die verlängerte Typ II Aussparung nicht mit überklebt, sonst erkennt das Deck sie als Typ I und löscht und bespielt nicht richtig.
Bis Mitte der 80er hatten viele Decks manuelle Tasten für den Bandtypen, wenn man da vergaß den richtigen Bandtyp einzustellen wurde die Aufnahme halt nicht besonders gut. Bei Walkmans und Autoradios war das sogar bis zum Ende üblich. Typ II und IV klingen nämlich auch wiedergabetechnisch zu schrill, wenn man sie nicht richtig entzerrt. Bei Typ III hatten außerdem viele Hersteller keine Codierung, die Cassetten wären dann als Typ I erkannt und falsch bespielt worden. Viele Geräte haben deshalb noch bis Mitte der 80er eine automatische Bandwahl, die aber umschaltbar auf manuell ist.
Hier mal ein Bild zur Veranschaulichung:
https://images.app.goo.gl/ZjNhLh9u1DFJqv858
Nacheinander Typ I, II und IV und darunter einmal mit rausgebrochenen Laschen.
Das Problem ist, dass man für jeden Bandtyp auch eine Möglichkeit haben muss, ihn zu bespielen. Viele billige Cassettenrecorder konnten bis zum Ende nur Typ I. Hinzu kam, dass jeder Hersteller seine eigene Suppe kochte und es Unmengen von Cassettensorten pro Typ gab.
Die Recorder waren aber auf einen Standardwert im Gerät pro Typ eingestellt. Die Meisten waren im Irrglauben, dass auch ein billiger Recorder auf teuren Cassetten (und die gabs bis 30 Mark und mehr mit Keramikgehäuse und Alucase oder Metallrand und Blattgold) bessere Aufnahmen machen würde. In Wirklichkeit war es aber so, dass man mit einfachen Recordern am Besten auf Standardbänder aufnimmt, die am Nächsten an der Norm sind.
Die Abweichungen von der Norm lassen sich mit besseren Recordern ausgleichen, bei denen man die Parameter der magnetischen Eigenschaften (den sogenannten Arbeitspunkt) auf die verwendete Cassette aufnahmetechnisch anpassen kann. Das passiert entweder mit einer Kalibrierungshilfe per Regler oder einem Einmesscomputer. Wenn diese besseren Cassetten korrekt eingemessen sind, ist die Qualität natürlich auch besser, als bei Standardbändern, allerdings sind die Unterschiede verschwindend gering. So eine TDK SA oder Maxell XL II (Beides Standardbänder) liefern schon eine hervorragende Qualität, es geht da wirklich um Unterschiede von 2 bis 3 dB weniger Rauschen.
Die Formen dieser Einmesssysteme haben wirklich irre Ausmaße und auch preistechnisch gabs da keine Grenzen, es gab Cassettendecks zum Preis eines Kleinwagens.
Bessere Decks hatten 3 anstatt 2 Köpfe. 2 Köpfe=Löschkopf + kombinierter Aufnahme/Wiedergabekopf (das Gerät kann dann zur gleichen Zeit entweder nur aufnehmen oder nur wiedergeben und hat auch gemeinsame Aufnahme und Wiedergabezweige). Bis auf die Ausnahme mit dem umgeklappten Löschkopf (komme ich noch zu) und dem Auroreverse Kopf sind die Köpfe also immer fest im Bandlauf integriert und werden nur elektrisch ein oder abgeschaltet – je nach Funktion.
3 Köpfe=Löschkopf + Aufnahmekopf + Wiedergabekopf und auch getrennte Elektronik. So braucht man auch sogenanntes Doppel Dolby, also einen Chip der sowohl codieren als auch dekodieren zur gleichen Zeit kann. So ist es möglich während man aufnimmt schon die Aufnahme anzuhören und zwischen Band und Orignal hin und her zu schalten so kann man direkt fest stellen wenn was schief läuft und auch soundtechnisch viel einfacher Alles einstellen.
So eine Einmessung ist z.B. auch wichtig, wenn ein Rauschunterdrückungssystem wie Dolby B oder C richtig arbeiten soll, denn das wird ja bei der Aufnahme codiert und bei der Wiedergabe decodiert. Dolby greift zwar nicht so stark, hat aber den Vorteil, dass dolbysierte Aufnahmen auch ohne Dolby gut hörbar sind. Es gibt Rauschunterdrückungssysteme wie High Com von Telefunken oder dbx, wenn man damit Aufnahmen macht, kann man die ohne nicht abspielen, weil das ganz fürchterlich klingt. Dafür senkt es den Rauschanteil stärker, hat aber dafür auch noch andere Nachteile, was den Klang angeht.
Dass also selbst gemachte Aufnahmen oft so schlecht sind liegt daran, dass man mit einfachen Recordern gar nicht Zugriff auf alle Parameter hat. Ganz billige Geräte haben sogar nicht mal einen richtigen elektrischen Löschkopf, sondern einfach einen Dauermagneten, der auf eine Halterung geschraubt ist und einfach nur hochgeklappt wird, wenn man die Aufnahmetaste drückt.
Typ I Bänder brauchen einen geringeren Löschstrom als bessere Typen. Das bedeutet auch, dass sie recht leicht zu löschen sind. So ein Dauermagnet strahlt ja immer. Wenn er umgeklappt ist, ist er zwar nicht direkt am Band, aber immer noch in der Nähe. Nach mehrmaligem Abspielen auf so einem Gerät hat die Cassette dann schon stark an Klang verloren und wird immer dumpfer. Nicht das Band nutzt sich in dem Fall, sondern die Magnetisierung. Würde man sie neu bespielen, würde sie dann wieder gut klingen.
Bei Ferro tritt der Effekt schneller auf als bei Typ II aufwärts, außerdem kann alles oberhalb Typ I in so einem Teil nicht richtig gelöscht werden und die alte Aufnahme schimmert beim Neubespielen durch. Permanentmagneten als Löschkopf erzeugen ein ganz ekliges unkonstantes Rauschen bei der Aufnahme. Dementsprechend schlecht wird die Aufnahme dann auch.
In besseren Geräten und bei korrekter Lagerung verschlechtert sich ein Band normalerweise nicht merklich. Ich habe kürzlich erst wieder gepflegte 3 Fragezeichen von Mitte der 80er gekauft, wenn du’s nicht über Kopfhörer hörst denkst du tatsächlich das ist CD.
Gute selbst aufgenommene Cassetten klingen aber trotzdem – bis auf einige Sonderfälle von irgendwelchen High End Labels – immer besser, als vorbespielte.
Allerdings gibt’s auch Bandsorten, die nach nun mehr als 20 Jahren ihr Bindemittel verlieren und sich in ihre Bestandteile auflösen. Da gehören leider auch die BASFs dazu, die auch noch ganz andere Schwierigkeiten haben. Ich habe aber auch Cassetten aus den späten 60ern, die sich immer noch gut hören lassen, natürlich war damals die Qualität noch nicht so gut, wie ab Ende der 70er, aber trotzdem schon erstaunlich gut für ihr Alter.
Genau so interessant ist es, dass man gut erhaltene Cassetten die 40 Jahre und älter sind noch immer sehr gut neu bespielen kann.
Mitte der 90er begann dann der Ausverkauf, es gab immer weniger höherwertige Decks und das Medium wurde sehr sehr billig und damit perfekt für Schüler und junge Leute. 1991 wurden übrigens die Meisten vorbespielte Cassetten verkauft – mehr als CDs. Danach trat die CD ihren endgültigen Siegeszug an.
Die Haltbarkeit von Cassetten liegt jedenfalls weit oberhalb der meisten selbstgebrannten CDs. Ich habe Cassetten, die schon 10 Jahre Dauerliegen in meinem Auto ohne hörbare Einbußen überstanden haben.
Ich hab’s sogar schon erlebt, dass ich mal eine auf einer Gartenparty verloren hatte und sie nach Wochen im Beet wieder auftauchte und danach noch einwandfrei lief. Ich hab auch schon Bandwickel aus einem überfahrenen Gehäuse auf der Straße gefunden und spaßeshalber mit heim genommen und in ein intaktes Gehäuse gebaut. Da ist wohlgemerkt mindestens ein Bus drüber gefahren und unzählige Autos… selbst das lief dann noch.
Es gab übrigens tatsächlich Cassettendecks, die die Cassette an Stelle des Tonkopfes drehten, denn Autoreverse hat viele Nachteile. Die Spur kann da nicht so präzise gehalten werden, weil sich der Drehkopf durch das ständige hin und her drehen irgendwann verstellt. Bei einem festen Kopf passiert das natürlich nicht. Nakamichi hat auch Geräte mit sogenannter Azimut Korrektur angeboten. Der Azimut ist der Winkel zwischen Band und Kopf, der muss genau bei 90 Grad liegen, gerade bei günstigeren Geräten tut er das aber selten, auch Cassettengehäuse können schuld an einem falschen Winkel sein. Es kann also passieren, dass eine Aufnahme im eigenen Deck perfekt klingt, aber in einem Anderen völlig daneben, weil ohne es zu wissen der Tonkopf verstellt ist.
Dass man die Rückseite hört kann auch bei billigen Recordern vor kommen, weil die Spulen des Tonkopfes nicht vernünftig geschirmt sind, dann „schimmert“ die Gegenspur durch und man hört leise rückwärts die andere Seite. Auch möglich sind Durchkopiereffekte, weil das Band ja übereinandergewickelt ist (man hört dann leise das was noch kommt oder das was schon kam, gerade bei Hörspielen fällt das extrem auf, weil dort viele leise Passagen sind, bei Musik nicht so. Meistens hängt aber auch das mit schlechten Recordern und deren Magnetismus durch den Löschmagneten zusammen. Ich hatte aus der Bücherei auch desöfteren Cassetten wo das Band an einer Stelle verdreht war, sodass man jeweils ein ganzes Stück rückwärts gehört hat. Man musste dann den Knick suchen und das Band an der Stelle wieder „umdrehen“.
Sowas kommt Alles durch schlechte Laufwerke, schlechte Cassettengehäuse oder nicht gewartete Recorder. Eigentlich muss alle paar Wochen mal der Bandlauf und die Andruckrolle(n) gereinigt werden, in den meisten Fällen muss die irgendwann auch getauscht werden, weil das Gummi nicht mehr richtig zieht, dann rutschen Bänder durch, verknicken usw.
Zählwerke gab es in jeder erdenklichen Form, sowohl bei Videorecordern als auch bei Cassettendecks. Mein Autoradio hat z.B. Eine Echtzeitanzeige, die über den Drehmoment der Wickeldorne ausgewertet wird. Gabs z.B. Auch bei Grundig Videorecordern, die haben immer die richtige Zeit angezeigt, bei anderen Herstellern werden einfach nur die Halbbilder von dem Punkt aus gezählt, wo man sie einlegt, an Stellen wo das Band leer ist, läuft die Zeit dann nicht weiter. Nach dem Einlegen dauert das eine Weile und dann bekommt man ziemlich genau angezeigt wie viel Zeit schon abgelaufen ist oder wie viel Zeit noch auf der Seite ist. Die meisten Geräte mit Digitalzählwerk zeigen aber einfach eine Nummer zwischen 0000 und 9999 an. Viele haben aber auch – wie beim Videorecorder – eine Anzeige mit Minuten und Sekunden, die ab Einlegen des Bandes von 0 anfängt. Es gab sogar Decks mit analogem Zeigern, bei denen man ein Instrument so umschalten konnte, dass es anstatt des Pegels die abgelaufene Zeit anzeigen konnte, je nachdem wo der Zeiger war, war die Zeit halt schon so und so weit fortgeschritten.
Das Loch über der Rückspultaste ist zum Einstellen des Azimut. Man kommt von da aus direkt zur einen Schraube des Tonkopfes, dahinter ist eine Feder, sodass man damit die Position verändern und den Winkel bei Wiedergabe exakt einstellen kann.
Die fehlende Klappe gab es bei mehreren Herstellern. Dual hat das mit „Direct Load and Lock“ auf die Spitze getrieben. Auch da liegt die Cassette frei, man kann sie aber nur herausnehmen, wenn man 2 Links und rechts von der Cassette seitlich positionierte Schalter berührt (in späteren Geräten war es eine Lichtschranke), der Bandlauf springt während der Wiedergabe oder Aufnahme in dem Moment dann so blitzschnell nach unten, dass man augenblicklich die Cassette entnehmen kann, ohne das was kaputt geht und ohne eine zusätzliche Taste zu drücken, eine Fehlbedienung ist unmöglich, ich haben so ein Gerät und es ist nach 40 Jahren immer noch der Wahnsinn. Die zuletzt ausgeführte Funktion bleibt dann gespeichert (es sei denn man drückt vorher stop) und wenn man die Cassette wieder einlegt macht das Deck genau damit weiter womit es aufgehört hat (Play, Spulen usw…. nur Aufnahme um keine versehentliche Löschung zu riskieren auf Play umgeschaltet).
Höherwertige Decks haben 2 Capstanwellen, das sind die „Stangen“, die über der Gummirolle unten im Laufwerk raus gucken und für die konstante Geschwindigkeit des Bandes zuständig sind. Das Band läuft dann zwischen Capstan und Andruckrolle. Bei 2 Capstanen ist einer links und einer rechts von den Tonköpfen und werden gleichzeitig aktiv, sodass das Band besser gespannt ist. Bei Autoreverse Laufwerken gibt es auch 2 Capstane (für jede Richtung einen), es ist aber immer nur einer aktiv (also kein Doppelcapstan in dem Sinne, dass beide gleichzeitig laufen). Es gibt nur wenige Autoreverse Laufwerke mit einem Doppelcapstan Antrieb. Der Doppelcapstan umgeht über die Bandspannung dann auch den sogenannten Andruckfilz, der das Band normalerweise gegen den Tonkopf drückt (das meist braune Ding auf dem kleinen Blech in der Mitte, das unter dem Band ist, wenn man von oben auf die Cassette sieht, sitzt.) Auch er kann für einen verkehrteren Azimut verantwortlich sein. Bei Nakamichi Doppelcapstanen drückt eine kleine Blechkonstruktion den Filz sogar vom Tonkopf weg.
Die Buchsen mit den Zacken nennt man Diodenbuchsen und sind eine Unart der DIN, sie waren nur in Europa üblich, weil die Deutschen in den 60ern meinten ihr Eigenes Ding machen zu müssen, es gab die in unterschiedlichsten Ausführungen. Japanische Geräte hatten damals schon Cinch und Klinkenbuchsen.
Es gibt Vertikalplattenspieler, die Platte wird dort hochkant abgespielt. Dual Plattenspieler können in jeder Neigung die Platte abspielen, sogar auf dem Kopf stehend. Es gibt Plattenspieler mit Tangentialtonarm, die werden wie ein Laser eines CD Players an einer Schiene geführt und laufen elektronisch über einen zusätzlichen Motor.
Es gibt auch Plattenspieler, die man wie einen CD Player programmieren kann kann, da ist ein optischer Sensor im Tonarm mit drin, der die Platte auf Leerrillen zwischen den Liedern abtastet. Es gab sogar Geräte mit Lade und 2 Tonarmen, die beide Seiten abtasten konnten. Über ein Display konnte man die Platte dann programmieren und Titel der ersten und zweiten Seite in beliebiger Reihenfolge hintereinander abspielen lassen.
Schallplatten haben unterschiedlich große Löcher, weil Single und LP von 2 unterschiedlichen Herstellern entwickelt wurden und eigentlich getrennt voneinander erschienene Systeme waren, die nur zufällig die selbe Abtasttechnik verwendeten.
Natürlich gibt es auch jede erdenkliche Sondergrösse. Dementsprechend auch Singles auf 33 oder Alben auf 45. die 16 Umdrehungen waren für Hörspiel und Sprachplatten, dort ist die Qualität schlechter, hat sich aber auch nicht durchgesetzt, da gibt’s nur ganz wenige.
78 Umdrehungen sind für Schellackplatten. Dort sind aber die Rillen gröber und anders geschnitten, um sie korrekt abzuspielen braucht man eine spezielle Nadel, Nadeln für Vinyl können dadurch leiden und die Platten zerstören. Auch alte Mono Nadeln für Vinyl können Stereoplatten kaputt machen.
Die Schallplatte ist übrigens von den technischen Daten her entgegen aller High End Analog Voodoo Freaks das schlechteste HiFi Medium aller Zeiten. Die Qualität wird zum Ende immer schlechter, weil der Radius kleiner wird und damit die Relativgeschwindigkeit, die die Nadel zurück legt langsamer wird, sodass zum Ende hin auch Gleichlaufschwankungen und Verzerrungen zunehmen und der Frequenzgang geht am Ende nur noch bis 12,5 kHz, die Kanaltrennung ist lausig, der Rauschabstand ist deutlich geringer, als bei den schlechtesten Cassetten, viele Stereoeffekte sind damit gar nicht möglich, sie liegt eigentlich nie eben auf dem Teller und das Loch ist nie genau in der Mitte. Gerade deshalb ist es umso erstaunlicher, wie gut sie trotzdem klingen kann. Man muss sich beim Abmischen und produzieren sehr stark an die Limitierungen halten, nur dann kann es klingen.
Das Paradoxon daran ist, dass es häufig Platten gibt, die auf CD viel schlechter klingen. Eine CD/Digitalaufnahme hat keine Limitierungen, dementsprechend rotzig kann man auch abmischen, bei einer Platte muss – wenn sie gut klingen soll genau auf Alles geachtet werden. Trotzdem ist die mit Musik ab den 80er Jahren häufig schön schnell überfordert. Durch die ganzen digitalen Effekte klingt das oft gerade zum Ende hin sehr gruselig.
Ich habe mir deshalb eine Feinschliffnadel gekauft, die kostet über 300 Euro, tastet die Rille aber tiefer ab, die Verzerrungen und die typischen zischenden S Laute nehmen dadurch teilweise deutlich ab, ganz weg gehen sie aber meistens nicht. Deshalb: alberne Plattenspieler für 10.000 Euro und mehr oder Nadeln für 5000 machen den Sound auch nicht besser. Das ist eher sowas wie ne Religion, wenn man sowas glaubt.
Ich mag Platten und Analogtechnik, weil da immer was Haptisches dabei ist, es schön aussieht und Spaß macht sich mit der Technik zu befassen, zu sammeln und auch Dinge abspielen zu können, die es gar nicht Digital gibt, aber wenn ich richtig gut Musik hören will ist Digital immer besser, auch MP3 und co. Ab ner gewissen Bitrate hört mans einfach nicht mehr und wenn dann garantiert weniger als jeden analogen Artefakt.
Die Städte oder Sendernamen stehen auf den Skalen der Radios, weil es einen sogenannten Wellenplan gab in der sämtliche Länder Frequenzen zugeteilt bekamen, sonst hätte sich Alles überschnitten. AM (Amplitudenmodulation) verbreitet sich weiter als FM (Frequenzmodulation), vor Allem nachts kommt man damit je nach Frequenzbereich um die ganze Welt, die Qualität ist eben nur schlechter. Während mit AM und FM die die Art der Modulation angibt, wird mit Langwelle, Mittlewelle, Kurzwelle oder Ultrakurzwelle der Frequenzbereich angegeben in dem die Sender zu empfangen sind. Die Kurzwelle ist dabei in mehrere sogenannte Bänder aufgeteilt, weil deren Frequenzbereich so groß ist, dass es sonst unmöglich wäre, die Sender auf einer analogen Skala zu finden. Europa war das sogenannte 49 m Band zugeteilt (hat was mit der Wellenlänge und Antenne zu tun).
Ich habe ein Röhrenradio von Saba, ein Freiburg 3DS von 1955. Das ist mit motorgetriebener Automatik für den Sendersuchlauf. Man drückt unten eine kleine Wippe und der Zeiger durchläuft die Skala um beim nächsten Sender stehen zu bleiben, die Automatik ist ständig in Takt und stellt den Sender immer wieder nach, früher waren die Sender nicht Quartz stabilisiert und konnten leicht wandern. Bei späteren Radios gibt es dafür die AFC Taste (Automatic Frequency Control), da in vielen Bereichen zu viele Sender aufeinander liegen funktioniert das in vielen Bereichen nicht mehr gut, das Radio kann dann schon mal auf den Nachbarsender springen, das alte Freiburg (das ist restauriert, man sollte keine Unrestaurierten Röhrenradios mehr benutzen, aufgrund ihrer Bauteile besteht da tatsächlich Brandgefahr) kommt damit erstaunlicherweise noch sehr gut klar. Das Gerät ist sogar fernbedienbar, aber nur mir Kabelfernbedienung, die habe ich aber nicht, weil sie fast so viel kostet wie das Gerät. Den automatischen Suchlauf hatte Saba für AM schon in den 30ern entwickelt, damals gab es aber noch kein FM, deshalb kam erst 1955 das erste Gerät, das das auch bei UKW konnte.
Der Klang ist schon nicht schlecht, allerdings ist es sehr bassig abgestimmt. Man muss die damalige Musik sehen, die kaum Fundament hat, wenn man so alte Musik damit hört, klingt die richtig gut, modernere Sachen können darauf aber sehr nervig klingen. Natürlich ist der ganze Klang auch auf den AM Bereich optimiert, UKW war ja damals grad erst in Kommen, aber es klingt auf jeden Fall besser als heutige Plastikradios. Eine gute HiFi Anlage oder bessere BT Lautsprecher erreicht es aber nicht. Und natürlich gab es solche Geräte in allen Ausführugen. Es gab billige, mittlere und besonders teuer Geräte in allen Größen. Die SABAs waren mit der Siemens Schatulle damals State of the Art und sind heute sehr teuer. Ich habe da viel Geld reingesteckt, man bekommt aber Mittelklasse Geräte von anderen Herstellern, die schon gut klingen unter 100 Euro oder noch günstiger, wenn man sie aber voll funktionsfähig haben will muss man basteln können, oder bereit sein Geld zu investieren. Allerdings ist das auch bei Cassettendecks und Allem was mechanische Teile hat so. Man bekommt selten ein Cassettendeck, bei dem noch Alles ok ist, auch wenn man es als Laie häufig nicht merkt, vor Allem Andruckrollen und Abtriebsräder machen nach so langer Zeit oft Probleme.
Diese Skalen, Zeiger und LEDs sind meistens keineswegs sinnlos. Sie zeigen bei Tunern nämlich die Empfangsstärke an, was zur genauen Abstimmung früher sehr wichtig war. Bei Cassettendecks und Tonbandgeräten stellte man damit die Aussteuerung ein, denn wenn ein gewisser Pegel überschritten ist, verzerrt die Aufnahme. Es gibt zwar auch Kompaktanlagen und Ghettoblaster mit automatischer Aussteuerung, wo diese Anzeigen tatsächlich nur zur Zierde dienen, bei HiFi Anlagen erfüllen sie aber einen Zweck. Am Verstärker ist es zwar tatsächlich am sinnfreiesten, aber wenn man mal lauter hört, z.B. Auf Parties kann man, wenn die Boxen weniger Leistung als der Verstärker haben ziemlich gut fest stellen, ab welchem Wert die Boxen Schäden nehmen können und dreht dann halt nie weiter auf, als bis zu einer gewissen Stelle an der Anzeige. Viele Verstärker können damit auch eindeutig ihre Leistungsgrenze anzeigen und wann sie überschritten ist und es gefährlich für das Gerät wird.
Die Zeiger sind bis auf einige Ausnahmen einfach das ältere System, in den 80ern verschwanden die und wurden durch LED und FL Anzeigen ersetzt, die für den Konsumer deutlich einfacher zu lesen waren. Zeiger waren dann nur noch in teuren Systemen oder aus optischen Gründen verbaut (z.B. In teuren Verstärkern wo es toll aussehen sollte).
Der erste Discman kam übrigens schon 1984, allerdings musste das Gerät durch einen Aufsatz mit riesigem Bleiakku erweitert werden um es mobil zu nutzen. Anti Shock – also ein digitaler Speicher, der die CD pufferte kam erst um 1995, die ersten Geräte hatten nur 3 Sekunden. Gegen 1997/98 waren es bis zu 20 Sekunden, das ging natürlich immer erst, wenn das Gerät einige Zeit am Anfang des Liedes erschütterungsfrei lief, wodurch Joggen beispielsweise nur begrenzt möglich gewesen wäre. Erst Ende des Jahrtausends wurde der Speicher größer und irgendwann könnte man 3 Minuten und mehr in ein paar Sekunden vorpuffern, da war sie Ära des CD Brennens aber schon fast vorbei, weil MP3 Player billiger wurden.
SACD kam erst viel später. Die Qualität verbessert sich nur in speziell dafür gebauten Geräten, die sehr teuer waren,
Sie hat 2 Layer, wovon die eine ein normales CD Audio Layer ist, um sie auch in normalen Playern abzuspielen. Die Qualität ist aber nicht wirklich hörbar besser. Es ist liegt eher daran, dass auf der SACD Spur eine besser abgemischte Aufnahme ist. Würde man diese auf CD Standard downsampeln und dann brennen, würde das genau gut klingen. Das ist eher ein Verkaufsargument, für diese High End Voodoo Schwafler.
Naja man muss auch sehen, dass diese Plastik Kompaktanlagen eher das Billigsegment waren. Es gab auch zu dieser Zeit hochwertige Geräte mit Metallfront, die konnte man sich als Jugendlicher nur eben nicht leisten. Und Viele die früher recht hochwertige Anlagen hatten kauften sich dann eine billige Kompaktanlage. Das Telefunken Ding aus den frühen 80ern hat eine stolze 4 stellige Summe gekostet, dazu noch Boxen. Berechnet man die Inflation bis 1990 ist so eine Plastikanlage um ein Vielfaches billiger und minderwertiger gewesen. Es wäre sinniger gewesen einen CD Baustein zu kaufen und ihn an die Telefunken Anlage anzuschließen, und man hätte Geld gespart. Und auch heute noch gibt es wertig verarbeitete klassische Komponenten, nur sind die Wenigsten dazu bereit diesen Preis dann auch zu zahlen und so entsteht bei Vielen der Eindruck, es gäbe nur noch Plastik Komponenten. Man muss sich nur mal Smartphones ansehen. Mit solchen Materialien wurde früher nix für den Heimbereich gebaut, egal wie edel das aussah.
Das Problem mit der Lade gibt es auch bei teuren Geräten. Der Lademechanismus wird meistens über einen Riemen angetrieben, wenn der älter wird, hat er nicht mehr genug Kraft die Lade richtig auszufahren. Lässt sich aber durch Riemenwechsel einfach beheben.
Dass frühe Videorecorder Top Loader sind, liegt daran, dass es anfangs nichts Anderes gab. Der Lademechanismus ist bei Top Loadern viel komplexer. Recorder ab Mitte/Ende der 80er setzen Indexmarkierungen beim Start einer Aufnahme, man kann dann mit den Index Tasten auf der Fernbedienung bequem dort hinspulen. Grundig bot das sogar kombiniert mit einem Archivsystem an. Man konnte den Videorecorder dann über Videotext mit einem Cursor programmieren und die Einträge wurden auf dem Gerät gespeichert und der jeweiligen Cassette zugeordnet. Dieses Archiv konnte man ohne eingelegte Cassette abrufen und danach dann die Cassette mit der passenden Aufnahme finden. So ein Gerät lag Ende der 80er noch bei weit über 2000 Mark, das größte mit Schnittfunktion lag bei 4000 und die einfachsten Recorder mit HiFi Ton immer noch bei um die 1500.
2000 Mark war also Anfang der 80er schon ziemlich günstig. Auf Video 2000 passten von Anfang an 2×4 Stunden. Technisch war das System komplexer, es war aber nie richtig ausgereift und durch die halbe Spurbreite durch die 2 Seiten war das Bild schlechter als bei VHS und Betamax. Eine schlechte Idee war es auch, das Video 2000 System noch 3 Jahre nach VHS und Beta auf den Markt zu werfen, nachdem eigentlich schon klar war, dass sich VHS durchsetzen würde. Zumal Philips es vorher schon mit dem VCR System vergeigt hatte. Es war das erste europäische Cassettenformat, auf eine Cassette passten nur 65 Min., allerdings kam 2 Jahre später ein neuer Recorder für die gleiche Cassette raus, der 3 Stunden aufnehmen konnte, aber inkompatibel zum alten System war. Noch mal 2 Jahre später kam noch ein Recorder, der 5 Stunden auf die selbe Cassette aufnehmen konnte, aber auch hier keine Abwärtskompatibilität bot. Dann entwickelte man das Video 2000 System, mit anderen Cassetten, das 3 oder 4 Jahre nach VHS und Beta kam.
Bei so idiotischen Entscheidungen wundert es mich nicht, dass die europäische und deutsche Unterhaltungsindustrie einige Jahre später komplett am Arsch war.
Zum Digitalisieren:
Wenn du mit einer höheren Bitrate aufnehmen willst, bringt das nur was, wenn du zum Abspielen auch ein vernünftiges Cassettengerät verwendest. Dabei ist es wichtig, dass der Azimut an die Abzuspielende Cassette angepasst wird, alles was einmal schlecht digitalisiert wird bleibt dann auch so und ist im Nachhinein nicht mehr gerade zu biegen. Auch wenn die Aufnahmen schlecht sind, kann man sie wenigstens so gut wie möglich auf den PC aufnehmen und dann später noch nachbearbeiten. Wenn das Diktiergerät eh nur Mono war, reicht es auch nur einen Ausgang des Cassettendecks zu benutzen, weil das Artefakte durch den Stereokopf verhindern kann. Also für 20 oder 30 Euro bekommst du gebraucht schon echt gute Cassettendecks der Mittelklasse, wenn du eins aus der Endzeit in den späten 90ern oder frühen 00ern kaufst, hast du sogar ne Chance, dass sie noch einwandfrei laufen. Lass auf jeden Fall die Finger von diesen China Dingern ausm Conrad Katalog für 20 Euro. Das sind umgebaute Billig Walkmans mit USB Port, da kommt nix Gescheites bei raus!
Tonband noch: Es gab da mehrere Varianten. Wie bei Cassette ist auch hier das Band aufgeteilt. Am Anfang gabs die sogenannte Vollspurtechnik, also 1 Mono Signal über das ganze Band. Dann kam 2 Spur, also eine Spur Seite 1, eine Spur Seite 2. Im Studiobereich nutzt man für Stereo auch 2 Spur (bzw. Eigentlich Halbspur, also Hälfte des Bandes=eine Spur) allerdings mit höherer Geschwindigkeit als zuhause. Der Ökonomie wegen führte man in den 50er Jahren die Viertelspurtechnik ein (4 Spuren auf einem Band, die je ein Viertel des Bandes ausfüllen, wie bei Cassette auch), da war aber alles noch Mono. Also pro Spur eine Musikaufnahme. Du musst dir jetzt den Bandstreifen längs vorstellen, jeweils ein Viertel nummerierst du dann von 1 bis 4 durch. Wenn auf so ein Band normalerweise etwas über 2 Stunden auf eine Seite bei Halbspur passten, konnte man nun das Doppelte aufnehmen (also 4×2 Min). Das Problem war nur, dass das System erst nicht für Stereo vorgesehen war, die Spuren liefen Zick Zack, also erst Spur 1, dann Spur 4, dann Spur 3 und dann Spur 2 (es wird ja immer umgedreht, wodurch dann nach dem Wenden Spur 4, nach nochmaligem Wenden muss die Spur des Kopfes auf die zweite Spule umgeschaltet werden, wodurch dann die 2 inneren Viertel bespielt werden dann sind Spur 3 und und dann Spur 2 dran). Hätte man es wie bei Cassette gemacht und einfach die Hälfte des Bandes noch mal halbiert so dass Links und Rechts für eine Bandrichtung nebeneinander sind, hätte es keine Probleme gegeben. So waren beim Tonband aber bei Stereo für Seite 1 Spur 1 und 3 und für Seite 2 Spur 4 und 2 jeweils für links und rechts zuständig, sonst hätte man die Mono Bänder auf Stereogeräten nicht mehr abspielen können, weil sonst eine Spur immer rückwärts gelaufen wäre. Bei jedem Stereogerät kann man die Spuren einzeln zuschalten, so dass auch Mono Aufnahmen möglich sind um längere Spieldauern zu erreichen oder alte Mono Aufnahmen weiterhin abspielbar sind. Das Blöde ist, dass dadurch die Gegenspur immer leise zu hören ist, sie schimmert durch und man hört zumindest die Bässe der anderen Seite grummeln. Je schneller die Bandgeschwindigkeit umso höher ist zwar die Qualität, aber so wird auch das Grummeln lauter. Erst späte Maschinen haben das in den Griff bekommen.
Außerdem gibt es die klassischen Deutschen Heimtonbandgeräte, die einen Spulendurchmesser bis 18 cm erlauben und meist nur einen Motor und dafür mehr Mechanik haben, die waren billiger zu bauen und es gibt die ausgewachsene Tonbandmaschine die 26,5 cm fassen kann, meistens mit 3 Motoren. Beides gibt es in Halb und Viertelspurtechnik. Die meisten Geräte haben 2 Geschwindigkeiten (9,5 cm/sec und 19 cm/sec) es gibt aber auch Welche mit 4 Geschwindigkeiten von 4,75 cm/sec bis 38 cm/sec. 4,75 erreicht nur mit Tricks HiFi Klang und so richtig gut klingt das nicht, aber man bekommt anstatt der 2 Stunden dann 4 Stunden auf eine Seite bzw Spur. Auf eine große Spule passen 1100 m Band, das sind mit 9,5 cm/sec in guter Qualität 3 Stunden und 15 Minuten, man bekommt in Stereo also 6 Stunden und 30 Minuten auf das Band. In Mono dann 13 Stunden. Ich habe eine Akai Autoreverse Maschine mit Aufnahme in Beide Richtungen, sie hat insgesamt 6 Köpfe (also Hinterbandkontrolle in beide Richtungen), man kann sie über eine externe Zeitschaltuhr aufnehmen lassen, wenn man eine Sendung im Radio mitschneiden will. Wenn ein Schaltstreifen am Band befestigt ist, schaltet sie automatisch in Gegenrichtung, wenn der Streifen einen Hebel passiert und nimmt dann 6 1/2 Stunden am Stück auf.
Das geht mit den meisten Cassettendecks übrigens auch, die können dann halt nur nicht so lange am Stück, allerdings gabs doppelte Autoreverse Decks, die auf beiden Decks aufnehmen konnten.
Tonband war eigentlich nicht für geringe Geschwindigkeiten gedacht. In 9,5 cm/sec liegt die Qualität in etwa auf dem Niveau einer guten Typ I Cassette. Es gab mal Typ II Tonbänder, die aber nur von wenigen Maschinen aus der Endzeit des Tonbands unterstützt wurden, heute sind die sehr sehr teuer. Normale Typ I Tonbänder werden noch hergestellt und kann man nach wie vor kaufen.
Den Preisen sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Die große Akai (GX 747) Maschine, die ich habe lag 1981 bei 3000 Mark, ich habe, bis sie so funktioniert hat und aussah, wie ich es mir vorgestellt habe inklusive Kaufpreis weit über 2000 Euro da rein gesteckt, aber bis auf kleine, leicht zu behebende Fehler läuft sie seit 7 Jahren einwandfrei. Ich nehme damit oft noch Radiosendungen auf, weil die Handhabung so leicht ist.
Normale Heimtonbandgeräte bekommt man aber schon für 30 Euro, aber auch hier muss man basteln können. So ein Royal Deluxe von Uher schwirrt ständig bei eBay rum, ebenso wie die 7xx Serie von Grundig (hässlich, aber gut). Hab hier noch ein Grundig TK 600, das funktioniert ebenfalls ganz hervorragend, nachdem es ein paar neue Kondensatoren und Riemen bekommen hat.
Zu Cassettenrecordern und Ghettoblastern: Nicht die Geräte haben viel Strom gefressen sondern waren meistens die Batterien einfach scheisse. Es hatte ja keiner Geld für Alkali Batterien. Die Zink Kohle Batterien halten – wenn überhaupt – 1/4 der Energie von Alkali Batterien. Ich habe schon einige Top Ghettoblaster der 80er gehabt und auch welche der Größten. Die halten, wenn man damit richtig aufdreht und Party macht mit einer Füllung 3 Nächte durch. Wenn man leise hört halten die bis zu einem 3/4 Jahr.
Mein Sharp GF 9000 braucht zwar 10 D Zellen, hält aber, wenn man laut hört 20 bis 22 Stunden und heute sind Alkali Batterien billig. Bei größere Gartenparties auf Geländen ohne Strom bekommt man mit BT Speakern irgendwann Probleme, mit so einem alten Ghettoblaster geht’s die ganze Nacht durch und zur Not nimmt man halt noch ne zweite Füllung mit. Bei Walkmans genau so.
Die typischen mit 2 Batterien halten mit Alkali 20 Stunden und länger. Mit Zink Kohle ist nach 4 Stunden Schluss, kein Wunder, dass man da den Eindruck bekam, dass die Geräte Schuld sind. Richtige Stromfresser sind eher die Digitalen Dinosaurier. Ich habe einen aiwa Discman von 1998, da ist nach 2 1/2 – 3 Stunden auch mit modernen Batterien Schluss!“
Jochen
Hallo,
mein alter Sony Autoreverse-Walkman WM-EX 39 spielt die Hörspiele meiner Tochter leider beidseitig ab; wir hören beide Seiten tatsächlich gleich laut. Und das unabhängig von der Cassette. Ich frage mich nun, ob da eher z. B. ein Kondesator das Zeitliche gesegnet hat, der für die Kanaltrennung zuständig war.
Hat da jemand eine Idee?
Dankeschön schon mal!
Beste Grüße,
Jochen
Michael Kleu
Schöne Folge, die viele Erinnerungen wachgerufen hat.
Wir hatten zuhause nie einen Plattenspieler. Daher weiß ich bis heute nicht, wie so ein Gerät funktioniert.
Meinen ersten CD-Player habe ich an den Bildschirm meines Amiga 500 anschließen müssen. Ich hatte bis dahin immer nur Walkman gehört und beim Kauf nicht bedacht, dass der Ton ja auch irgendwo rauskommen muss 😉
Ich habe mir erst 2000 als Student eine erste Anlage gekauft.
Einen VHS-Videorekorder hatten wir seit spätestens Ende der 80er.
Mein erster Fernseher war auch ohne Fernbedienung. Ich kann mich noch an das Gefühl erinnen, das man hatte, wenn man die Hand über den Bildschirm streichen ließ, und mir liegt auch noch ganz dunkel der Geruch in der Nase.
tancarino
Moin zusammen,
Beim Zuhören wurde ich fast neidisch. Was Ihr alles geschenkt bekommen habt! Ich als Boomer und Kind einer wirklich armen Arbeiterfamilie hatte das alles nicht. Wir hatten einen Schwarzweiß-Röhrenfernseher und in der Küche auf der Ecke der Sitzbank ein Transistorradio. Da lief morgens vor der Schule das übliche Morgenprogramm mit Politischem, Interviews, Nachrichten und sehr seltsamen Dingen auf Radio Bremens „Hansawelle“. Die verschlüsselten Meldungen lauteten „Im Fischereihafen von Bremerhaven werden morgen früh benötigt die Gänge sieben, zehn und zwölf. Das Hochwasser wird ca. 70cm höher als das mittlere Hochwasser ausfallen.“ Ich fand diese kryptischen Meldungen irgendwie geheimnisvoll als Steppke. Und Radiowerbung.
Mein Vater, der wie bereits beschrieben telefonfeindlich war, hatte nach meiner Ansicht auch ein sehr gestörtes Verhältnis zu Audioinhalten. Beim Filmegucken konnte er oft den Dialogen kaum folgen. „Washattergesagt? Washattergesagt?“ ich fand es schrecklich. Seinen Musikgeschmack empfand ich schon damals als schlicht und ewiggestrig. Daher fand auch nie ein Plattenspieler den Weg in unsere Wohnung. Irgendwann kam er auf Idee lustig, dass man seine eigene Stimme aufnehmen konnte, und es wirde ein Monotonbandgerät Grundig TK121 angeschafft. Technisches Wunder. Das man damit auch Musik aufzeichnen konnte, war irgendwie nicht vorgesehen. Weder das Transistorradio nach das alte Röhrengerät von Oma mit Holzgehäuse, Stoffbespannung oder dem Magischen Auge hatten den Anschluss des Tonbandgerätes, die runde Hülse mit Kerbe uns Pins, den DIN-Stecker bzw. Buchse. Das Radio hatte hinter der beleuchteten Frequenzskala auch die Städtenamen. „Bratislava“ fand ich immer mystisch. Wo mochte das liegen. Meine Mutter versuchte „Tschechoslowakei“ zu erklären, das erhellte meine Vorstellung aber kaum.
Die ersten Geräte der Unterhaltungselektronik bis in die 1970er Jahre hinein waren vom Handel als Phonomöbel kategorisiert und organisatorisch wirklich den Möbelabteilungen zugeordnet. Man nannte sie auch braune Ware. (Weiße Ware waren Kühlschränke, Waschmaschinen).
Das Tonbandgerät kam bei einigen Juxeinsätzen auf Kindergeburtstagen zum Einsatz, später begann ich den Ton von Filmen und Serien aufzuzeichnen, mit dem Tischmikrofon direkt am TV-Lautsprecher, was ganz erstaunliche Qualität lieferte, wenn nur meine Mutter und meine Scnwester disziplinierter gewesen wären und sich Lautäußerungen beim Zuschauen verkniffen hätten. Es machte mich rasend, wie man so undiszipliniert sein konte. Daher konnte ich H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ und von Raumschiff Enterprise die Folgen mit Tribbles und Felix Sevenrock und dem Raketenstart auswändig mitsprechen.
Wir waren keine Kirchenmitglieder. Mitschüler mussten zum „Konfus“. Ich nicht. Offenbar war Konfus sterbenslangweilig, wie ich hörte, sie machten aber alle mit, weil sie geil auf Geldgeschenke waren. Und was kauften sie sich alle? Eine „Anlage“. Ich nicht. Schluchz.
Einen Plattenspieler gab es aber nie. Ich hatte dann ein paar wenige Schallplatten gewonnen in Preisausschreiben, die ich aber nie hören konnte. Außer dem Angucken der geheimnisvollen Rillen auf dem schwarzen Vinyl war nicht mehr drin. Opa und Oma, die aus der DDR zu uns gezogen waren, hatten dann mal irgendwann einen Dual Plattenspieler, erfreulicherweise mit DIN-Buchse. Wenn ich lieb bettelte, durfte ich dann meine LPs aufs Tonband überspielen. Die erste selbst gekaufte LP diente genau diesem Zweck. Abba, ein Musikladen-Doppelalbum.
Musik mitzuschneiden von der NDR Hitparade war OK, aber das ständige Reinquasseln von Wolf Dieter Stubel hat nur megagenervt. Immerhin wurde ich so zu einem passionierten Radiohörer, notgedrungen und Wortgewandtheit und sprachliches Geschick fand ich beeindruckend und adaptierte es so gut es ging. Vielleicht mag ich auch deswegen Dokus und Podcasts sehr gern.
Bis zum ersten eigenen Plattenspieler wurde es doch 1983. Da hatte ich eine eigene Wohnung. In meinem Kinderzimmer daheim hätte ich gar keinen Platz gehabt, so eng war es darin. Kassette konnte ich lange nie ernst nehmen, das war für mich immer so eine Art „Möchtegerntonband“ und mein Vater spottete auch immer darüber. Aber irgendwann ließ ich es krachen, kaufte mir alles was ich wollte, sogar eine Revox „Bandmaschine“, denn Rolls Royce unter den Tonbandgeräten. Da war es schon nicht mehr weit bis zum ersten CD Spieler von Denon, dem damaligen Spitzengerät für fast 2.000 DM. Unglaublich, was das kostete. Es war schon einer mit Schublade, die ersten hatten vertikal rotierende CD-Laufwerke. Auspacken, ehrfürchtig die erste CD einlegen. Es war „Allan Parson’s Project“ …das Album „Pyramid“, glaube ich. Kopfhörer hatte ich, sehr gute, der Denon hatte einen kleinen Verstärker und Klinkensteckeranschluss, also rein mit der CD, hören… was hab ich mich erschreckt, als es aus dem Nichts losschepperte, ohne Knisterm, Rauschen, und kristallklar.
Das mit dem großen Loch bei den Single Schallplatten kann aber auch daher rühren, dass diese in Jukeboxen verwendet werden mussten. Mit einem winzigen Loch in der Mitte wäre es mechanisch viel anspruchsvoller gewesen, die auf den Plattenteller zu platzieren als sie einfach auf den leicht konisch zulaufenden Mittel-Puck zu werfen. Das kann der Grund gewesen sein. Statt den Puck auf den Plattenteller zu legen konnte man auch so einen „Zentrierstern“ in das große Loch der Singles klicken, brauchte dann aber je einen für jede Single. Und die echten Kenner schworen auf das Nassabspielverfahren. Ein Minischwämmchen wischte beim Abspielen quasi wie aus einem mit Lösemittel betankten Tonarm die alkoholische Flüssigkeit auf die Platte. Es hieß, dass man danach diese Platte immer nur noch nass abspielen durfte. Ob das korrekt war, weiß ich nicht. Damit sollte die Reibung der Nadel in der Rille reduziert und das Hörerlebnis verbessert werden. Stroboskoplicht am Rand des Plattentellers zeigte an, ob die Geschwindigkeit korrekt justiert war. Die Plattenteller selbst wurden immer schwerer und Direct Drive war das Notplusultra gegenüber Riemenantrieb.
Von der Minidisc war ich sehr begeistert und legte mir ein stationäres Gerät für meinen bereits beeindruckenden Phonoturm zu und einen MiniDiscMan. Ich fand es beeindruckend, dass man da einfach ein Lied löschen konnte, mittendrin, und dass die Stücke dahinter einfach nach vorn „aufrückten“, sehr geheimnisvoll. Das Überspielen mit dem Optischen Kabel fand ich sehr futuristisch. Aber leider eine Technik ohne Zukunft, sie hätte direkt mit CD Markteinführung kommen müssen. MdGeräte habe ich an Liebhaber verkauft mit Datenträgern.
Folienschallplatten, die hatten wir auch immer mal wieder in irgendwelchen Zeitschriften als Beilage gefunden, wegen nicht vorhandenen Plattenspielers leider nutzlos und ich konnte nur rätseln, was da wohl drauf sein könnte. Die Lieder meiner Jugendzeit waren oft von diesem merkwürdigen leicht geheimnisvollen Exotikfaktor bestimmt. „Am Tag als der Regen kam…“ oder „Heißer Sand und ein verlorenes Land…“ herrlich.
Bei Schallplatten wurde auch immer wieder ein auffälliges Werbespielchen probiert. Mal gab es knallbunte LPs. Ich hatte mindestens eine in Pink und eine in Transparent blau. „Die Tiefe“, der Soundtrack zum Film mit Donna Summer. Down Deep Inside… seufz. Es hieß doch aber, dass die Schwärze des Vinyls auf unverzichtbarem Kohlenstoff beruhe. Widerspruch?
Pneumatische Kopfhörer… die waren mir zuletzt auf einem Flug mit TAP von Lissabon im Jahr 2003 begegnet. Ich mochte es nicht glauben und hab den heute noch als Souvenir.
Die sofortige Verfügbarkeit jeder Musik und jedes Films heute lässt den empfundenen Wert des Kunstwerkes leider schrumpfen, bzw. gar nicht erst entstehen bei denen, die es nicht anders kennen. Wenn sich Jugendliche echauffieren, wieso mediale Inhalte Geld kosten, dann freue ich mich insgeheim, zu einer früheren Zeit sozialisiert worden zu sein.
Tolle Podcastfolge mit herrlichem Nostalgiefaktor!