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Ab den 1950ern trat die Sitcom ihren unaufhaltsamen Siegeszug im US-Fernsehen an. I Love Lucy wurde der erste Megahit und gilt dort als Klassiker, doch in Lucys Schatten stehen wahre Armeen von TV-Familien, deren alltägliche Mißgeschicke zum Frontalangriff auf die Lachmuskeln des Publikums ansetzten.
Beobachtet wurden die Wohnzimmer der Ricardos, Cosbys, Conners oder Taylors von mehreren Studiokameras durch die fehlende vierte Wand – meistens vor Live-Publikum, manchmal auch mit Lachern aus der Konserve, im Laufe der Jahrzehnte gelegentlich mit humorvoller Sozialkritik gespickt.
Deutschland eroberte das 25minütige Spaßformat mit reichlicher Verspätung erst Anfang der 1990er, dafür – dem Privatfernsehen sei Dank – umso heftiger mit pickepackevollen Sendeblöcken und vereinzelt sogar heimischen Remakes.
Simon, Jan, Christian & Sebastian rollen großflächig Fernseh- sowie ihre eigene Medien-Geschichte auf und sprechen nebenbei auch über ihre ganz persönlichen Sitcom-Highlights.
Diese Folge ist Teil 2 der Rückspultasten-Reise quer durch den Humor vergangener Jahrzehnte.
Myriam
Juhu!
Nagus schreibt man doch so oder? Irgendwie kommt die Email nicht an…
Liebe Grüße, Myriam
Sebastian
Hey Myriam,
das ist völlig richtig geschrieben, aber wir haben bisher keine Mail von Dir bekommen. Nochmal zum Abgleichen…
nagus [ETT] trekamdienstag [PUNKT] de
Danke Dir & ein schönes Wochenende,
Sebastian
Modran
Wieder eine sehr unterhaltsame Folge.
Aber sagt mal, war für die Übersetzung und den „Gesang“ bei „Prost Helmut“, die Sebastian hier dem Komponisten Uli Roever zuschreibt, nicht eigentlich Ivar Combrinck verantwortlich (dem wir auch so viele Stilblüten bei Futurama und den Simpsons verdanken)?
Dominik
Hallo Rückspultastis
Was für eine fantastische Folge. Ich bin noch nicht mal wirklich durch damit, aber ich liebe jede Sekunde davon.
Frage: Sieht man in der Roseanne-Episode, wie Dan da den Freund der Schwester wirklich zusammendonnert? Ich dachte, das wurde nur genial angetäuscht, in dem Dan einfach Jacke und Hut nimmt und davon marschiert – und später von der Polizei dann verhaftet wird.
In Sachen Sitcoms seh ichs so, dass da einige für mich auch nicht mehr wirklich anschaubar sind. Family Matters – als Kind gesehen. Geht heute nicht mehr. Bill Cosby das gleiche (auch im Wissen über Cosby selbst..).
Aber, Married… with Children ist auch heute noch ein grosser Spass für mich (ohne Werbung zu machen, aber wir haben bei Actionkult im letzten Jahr ein wirklich grosses Sommerspecial zu „Bundy“ aufgenommen, was uns nochmals tiefer in diese Schuhverkäufer-Welt hat eintauchen lassen). Aus den späteren Jahren gehört für mich King of Queens zu den absolut verträglichsten. Und ja, ich bin bei Two and a Half Men / Big Bang Theory ebenfalls voll am start gewesen. Ich hab das alles gemocht, es unterhält jeweils für 20 Minuten – alles gut. Ich sehs eher so, dass es heute kaum noch Sitcoms gibt, die mich irgendwie catchen.
Noch ein kleiner Shoutout an die Schweizer (!) Sitcom „Fascht e Familie“! Die war damals in den 90er hier in der Schweiz ein wahrer Gassenfeger. Hier gehts um eine Wohngemeinschaft im Haus einer älteren Dame, Tante Martha. Marthas Neffe Rolf versucht stets, dieses Haus zu verkaufen. Jedoch leben da zur Untermiete noch Kellner und Laienschauspieler Hans (gespielt von genialen Walter Andreas Müller), Lebemann Flip und Bankkauffrau Vreni.
„Fascht e Familie“ wurde natürlich im Dialekt aufgenommen, aber es gab eine deutsche Synchro, weil die Serie wurde auch auf Super RTL als „Fast ’ne Familie“ ausgestrahlt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fascht_e_Familie
Liebe Grüsse
Dominik
Stefan
Toll Rückspultastenfolge. Ich war bin bis heute großer Sitcom-Fan, weil die sich schnell weggucken lassen und oft nicht sehr anspruchsvoll sind. Im Studium habe ich mir in den Lernpausen der stressigen Klausurphasen immer Full House angeschaut, weil diese Welt so komplett anders funktionierte, als die Realität. Ansonsten finde ich, dass billig und bekloppt die beste Kombi für eine Sitcom ist. Es gibt da Perlen wie „Mein Vater ist ein Außerirdischer“ und „Rock’n’Roll-Roll-Dad“, die ich in guter Erinnerung behalten habe. Die sind natürlich nicht gut gealtert, weil sie von Beginn an nie gute waren;-)
Serienjupp
Es gibt schon noch Sitcoms. Die Connors wurden ja kurz erwähnt und finde ich auch sehenswert – Katey „Peggy Bundy“ Segal spielt mit und ist da ganz wunderbar. (Mit der schrecklich netten Familie konnte ich auch nie etwas anfangen, allerdings kann das auch sehr an der Synchro liegen. Ich habe jetzt mal ein paar Clips in OV gesehen und da hab ich schon mehr verstanden, warum das Leute mochten.)
Ansonsten sei noch „One Day At a Time“ empfohlen – ganz toller Cast inkl. Rita Moreno – mit modernen Themen und woke, ohne das es aufgezwungen wirkt.
Home Improvement: Wird unterschätzt. Das es viel oft das gleiche ist stimmt natürlich, aber ich habe erst kürzlich realisiert wie kritisch diese Serie mit ihrem Helden ist und das das Thema der Sendung eigentlich (fehlgeleitete) Männlichkeit ist und das finde ich in so einer 90er-Sendung schon bemerkenswert.
D.
Wie so oft ist das Interessante nicht in erster Linie das durchaus nostalgische Erinnern, sondern vielmehr woran sich erinnert wird und woran nicht, sowie was dabei durcheinandergerät oder sich sogar in die Erinnerung einschleicht.
So ging bei Jan, den ich als Experten und Stimme immer sehr schätze, bei Roseanne doch einiges durcheinander. Dass das Ganze gar nicht mal so politisch gemeint gewesen sei, konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Angesichts des ganzen Unsinns, den Barr heute von sich gibt, war Roseanne geradezu politisch progressiv.
Tool Time kam mir dagegen viel zu gut weg. Offenbar ist das (mutmaßlich) heterosexuelle Erinnerungsvermögen beim Filtern von Schmähungen wie fag/faggot bzw. „Schwuchtel“ in der deutschen Synchro etwas großzügiger. 🙂
Aber genug des Rantings. Auch diese Folge war wieder sehr unterhaltsam, – direkt am Stück durchgehört. Danke dafür!
Christian (Fazitator) aus Köln
Ich kann mich tatsächlich nicht an solche sprachlichen Entgleisungen bei Home Improvement erinnern. Ich finde auch, das Erinnerungsvermögen hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun – auch als queere Person konnte und kann man durchaus über so etwas hinwegsehen, wobei ich damit natürlich nicht sagen möchte, dass man es sollte.
BlueShirt
Vielen Dank für diese Folge, habe es sehr genossen.
Ein paar Anmerkungen: Hör mal wer da hämmert hieß bei uns im Freundeskreis auch nur „Tool Time“. Ich habe es früher gefeiert, ABER: Der ellenlange Vorspann und die Titelmelodie hat mich sowas von genervt. Furchtbar.
Eine schrecklich nette Familie feier ich heute noch teilweise. Prinzipiell aber nur die frühen Folgen, als Steve Roads noch an Bord war. Da sind echte Kracher dabei (unter anderem auch die erwähnte Asche aus der Urne auf den Grill Folge) Später, zu den unsäglichen „No Ma’am“-Zeiten war es kaum noch schaubar in meinen Augen. Nur noch plump, sich selbst auf niedrigstem Niveau permanent wiederholend.
Und dann finde ich es ganz toll, dass ihr „Drei Mann im Bett“ kurz erwähnt habt. Ich dachte schon, dass ist eine false memory von mir, aber die Serie gab es dann doch tatsächlich. Die hätte ich gerne mal nochmal gesehen, weil ich sie auch als Kind super fand. Aber sie ist nirgendwo her zu bekommen. Daher dachte ich schon, mein Hirn hat sie sich nur ausgesponnen.
Achja, geschaut habe ich natürlich alles auf Deutsch. Und ich finde die Syncro sowohl von „Home Improvement“ als auch von „Married with Children“ schon gelungen.
Golden Girls fand ich irgendwie auch super, auch Roseanne. Aber es ist dann doch so: Dinge, die ich als Kind toll fand, enttäuschen mich dann oft im Erwachsenenalter. Daher schaue ich es gar nicht mehr, sondern denke verklärt zurück (und spar mir nebenbei die Zeit)
Macht es gut. Viele Grüße
Gunter
Tolle Folge, die viele Erinnerungen rausgekramt hat. Ihr habt mir aber vor allem auch die alten US-Sitcoms von „vor meiner Zeit“ näher gebracht. Danke dafür!
Ich werde definitiv mal die eine oder andere Folge von „Lucy“ oder „Mary Tyler Moore“ schauen.
„Mary Tyler Moore“ war mir vorher vor allem durch die Textzeile in Weezers „Buddy Holly“ bekannt:
[…] Ooh-wee-ooh, I look just like Buddy Holly
Oh, oh, and you’re Mary Tyler Moore […]
Habe in meiner kleinen Recherche herausgefunden, dass Mary Tyler Moore durch die Erwähnung im Song von Weezer so gerührt war, dass sie der Band signierte Fotos als Dankeschön geschickt hat.
Und ein weiterer Sitcom-related Fun Fact im Zusammenhang mit dem Song ist natürlich, dass das von Spike Jonze inszenierte Musikvideo zum Song (Windows 95 CD-ROM Fame!) im Rahmen einer fiktiven Folge von „Happy Days“ inszeniert ist und die Band á la Forrest Gump in die Szenen kopiert wurde.
Da ihr in der Folge ja kurz die Charakterisierung der verschiedenen Figuren angesprochen habt, habe ich mir mal die Mühe gemacht und versucht, diverse Hauptcharaktere dem D&D-Gesinnungsschema zuzuordnen (nur Spaß natürlich, keinerlei wissenschaftliche Fundierung):
ALF – Chaotic Good
Willie Tanner – Lawful Good
Kate Tanner – Neutral Good
Roseanne Conner – Chaotic Neutral
Dan Conner – Neutral Good
Cliff Huxtable – Lawful Good
Clair Huxtable – Lawful Neutral
Archie Bunker (oder wahlweise Alfred Tetzlaff) – Lawful Evil
Edith Bunker (oder Else Tetzlaff) – Lawful Good
Steve Urkel – Chaotic Good
Carl Winslow – Lawful Good
Tim Taylor – Chaotic Neutral
Jill Taylor – Neutral Good
Wilson – Lawful Good
Al Bundy – Chaotic Neutral (in späteren Folgen vielleicht öfter mal Evil)
Peggy Bundy – Chaotic Neutral (aber mit Tendenz zu Good)
Die Golden Girls kenne ich leider nicht gut genug, um mir hier eine Beurteilung zuzutrauen. Aber vielleicht mag ja jemand anderes.
Was nicht überrascht, ist dass vor allem der Konflikt zwischen Lawful und Chaotic (aber in der Regel Good) Charakteren für das Comedy-Element sorgt, z.B. bei ALF, bei der Cosby Show zwischen Eltern und Kindern oder auch bei Family Matters mit Steve Urkel. Home Improvement stellt für mich hier eine Besonderheit dar, weil Tim ja als Chaotic Character Wilson als Lawful Character ja durchaus akzeptiert als Mentor und Ratgeber.
Soweit meine 2 Öre zum Thema. Andere Meinungen?
So long und: „Anyone try the fish?“
Dirk Rabenschlag
Sehr nett, AAABER die größten SitCom-Highlights des letzten Jahrhunderts wurden leider vergessen:
– Welcome Back, Kotter mit einem ziemlich jungen John Travolta lief seit 1979 (okay, da war Sebastian noch recht jung aber wer für sich in Anspruch nimmt, ein echter SitCom-Connoisseur zu sein …) samstags im Kinderprogramm des ZDF.
– Friends (jaaaa, okay, das ist ein wenig ausgelutscht aber immerhin der Höhepunkt der SitCom)
und natürlich das großartige und vergessen zu haben, unverzeihliche
– Parker Lewis – Der Coole von der Schule ab 1993 bei Pro7.
Sebastian
Transkript aus dem Podcast, etwa ab Minute 6:20.
Sebastian: Also heute, auch wenn es wieder sicherlich einige Stunden dauern wird, ein Parforceritt durch die Sitcom, aber es wird nicht vollständig. Ihr werdet bestimmt sagen – „Warum habt ihr denn das nicht erwähnt? Warum konntet ihr diese Sitcom nicht erwähnen oder das ist doch meine Lieblings-Sitcom oder so?“ Das liegt einfach daran – Vollständigkeit würde hier komplett den Rahmen sprengen.
Simon: Du hast absolut recht, also ich habe mir in Vorbereitung dieser Folge auch mal angeguckt, was gab es denn so alles an Sitcoms, damit ich mich auch an Dinge zurückerinnere, die ich vielleicht gar nicht mehr auf dem Schirm habe, und das ist ja eine gewaltige Liste an Dingen. Also selbst wenn du dich nur auf die Sachen beschränken würdest, die im deutschen Raum mal irgendwann gesendet wurden, dann würde diese Rückspultaste hier quasi um die acht Stunden lang oder so.
Sebastian: Deswegen geht es heute wieder persönlich und ausgewählt zu, aber wir freuen uns natürlich, wenn ihr alle Sitcoms, die ihr mal in eurer Fernsehkarriere so begeistert geguckt hat, die euch heute fehlen, wenn ihr die einfach mal reinschreibt in die Kommentare. Geht ihr auf rueckspultaste.de, surft diese Folge an, dann schreibt dir da rein – „Ich habe immer geguckt ‚Mein Onkel ist ein rasender Furz auf der Gardinenstange‘.“
Es ergibt also wenig Sinn zu sagen, wir hätten etwas vergessen.
Fürs Protokoll: Welcome Back, Kotter kenne und mag ich, hab das Shout-Factory-Set hier. Hat aber die Auswahlliste nicht geschafft, siehe oben, „Rahmen sprengen“.
Friends wurde hierzulande erst ein Ding, als ich bereits volljährig war, Erstausstrahlung Sommer 1996. Damit hat die Serie meine heiße Sitcom-Guck-Phase um mehrere Jahre verpasst und kam nicht einmal ansatzweise in die persönliche Auswahl.
Und Parker Lewis fand ich selbst mit 14 Jahren schon infantil.