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Irgendwann hörten die Menschen auf Mettigel zu essen. Später dann wurden sie zu Foodies, Junk-Food-Jüngern oder Veganern. Doch auch in der kulinarisch schwer definierbaren Zeit dazwischen hatten die Menschen Hunger und aßen nicht bloß Dosenravioli. So auch Christian und Sebastian, die in dieser Folge ihren schnabulierenden Werdegang nachzeichnen.
Der Spaziergang durchs Schlaraffenland führt von der Küche daheim über die ersten Restaurantbesuche bis hin zur Imbisskultur. Wohl bekomms!
(Warnhinweis für empfindliche Mägen: Kann Spuren von Fleischbergen und Innereien enthalten.)
Daniela
Vielen Dank für diesen außerordentlich unterhaltsamen kulinarischen Rundumschlag. Ich musste sehr lachen über die Geschichte mit dem ungeliebten Knorpelschinken, der heimlich unter dem Tisch verschwand. Dabei fiel mir nämlich eine ähnliche Begebenheit ein, die sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zugetragen haben muss. Meine beste Freundin und ich waren auf dem Weg ins „Image“ und kehrten vorher bei dem damals in der Hochstraße ansässigen türkischen Imbiss ein, um dort einen Döner zu essen. Wir setzten uns in den hinteren Bereich, der restaurantähnlich ausgestattet war. Dunkel, gemütlich, Teppichboden.
Die Bedienungen waren sehr nett und unglaublich freundlich, wir bekamen nach dem Essen noch einen schwarzen Tee geschenkt. Dieser Tee war allerdings unerträglich süß, wir konnten und wollten ihn auf gar keinen Fall trinken und waren verzweifelt, weil wir nicht wussten, wohin damit, denn unangetastet stehen lassen hätten wir sehr unhöflich gefunden. Die Blumentöpfe erwiesen sich leider als Fake, Plastikgewächse eingegossen in Plastiktöpfen, die die Flüssigkeit nicht aufgesaugt hätten.
Vermutlich auch der Überdrehtheit des Teenageralters geschuldet, schaukelten wir uns gegenseitig immer höher, weil keine Lösung in Sicht war und (jetzt kommts!) wir kippten den Tee einfach AUF DEN TEPPICH! Das Geräusch klang, als würde jemand neben uns im Stehen pinkeln und wir mussten hysterisch lachen. Eventuell verringert diese entsetzlich peinliche Aktion deine Schmach, denn du bist nicht der einzige, der in Betragen eine 6 verdient hätte.
Sebastian
Daniela, danke fürs Hören und für Deine Beichte! Es ist in unser beider Fälle schon erstaunlich, wie Jugendliche, um etwas Blödes zu vermeiden, etwas noch viel, viel Blöderes machen. Das zu lesen, erleichtert mein Gewissen doch etwas. Auch wenn ich Dir als Knorpelsünder leider keine Absolution erteilen kann.
Frank Ziermann
Von mir auch einen Daumen hoch für die Klasse Unterhaltung bei diesem Podcast um Essen und Geschmacksrichtungen.
Ich habe die Berichte über Eure Erfahrungen und Vorlieben sehr genossen und auch schon mal laut losgelacht bei der einen oder anderen Geschichte. Obwohl ich nicht Eure Vorliebe für Spinat teilen kann, den mag ich bis heute nicht, weil ich den im meiner Kindheit immer essen MUSSTE. Aber so verschieden sind die Geschmacksrichtungen und das ist auch gut so.
Ich gehöre ja schon zu der etwas reiferen Generation, sprich die 60 er und 70 er Jahre waren so meine Jugendzeit, aber was ich vermisst habe war das klassische Fondue, in den verschiedensten Variationen, oder war das in den 80 schon Out?
Ich freue mich schon auf die nächste Folge , und bin mal gespannt ob bei den Süßigkeiten auch die legendäre Muschel zum auslecken zum Thema wird, die in meiner Kindheit sehr beliebt war.
So Liebe Grüße
Euer Frank
Sebastian
Mahlzeit Frank!
Wie immer besten Dank fürs Einschalten – freut uns sehr, daß es Dir gemundet hat.
Mit Fondue sagst Du natürlich was, das werden wir auf jeden Fall beim nächsten Mal kurz nachholen. Auch der kleine Bruder des Fondue, das Raclette, darf nicht vernachlässigt werden!
Jan (@ParanoyerTweets)
Junge, Junge, jetzt habe ich Hunger. (Sorry, aber der schale Scherz musste gemacht werden. Ich benehme mich jetzt wieder.)
Wieder einmal eine schöne Folge, die mir tatsächlich den ein oder anderen Geschmack aus dem Nichts auf die Zunge gezaubert hat. Vielen Dank dafür.
Bei vielem kann ich ohne Einschränkungen mitgehen (Aspik! Würg!). Leber habe ich als Kind einmal probiert und so furchtbare Erinnerungen daran, dass ich es nie wieder ausprobiert habe und auch nicht mit dem Gedanken spiele, dieser (oder irgendeiner anderen) Innerei noch einmal eine Chance zu geben.
Ich war als Kind und bis weit in meine Jugend (und ich ziehe den Kreis der Jugend sehr großzügig über das 20. Lebensjahr hinaus) sehr mäkelig, was Essen angeht, darum waren Salzkartoffeln tatsächlich lange Zeit meine Leib- und Magenspeise. Es geht nichts über die Lagerungskartoffeln aus dem Garten meiner Oma, die in einem dunklen Keller lagerten, der mir immer etwas unheimlich war. Aber das ist eine andere Geschichte. Ebenfalls eine andere Geschichte ist die Sache mit den Cartoons im Restaurant. Letzteres war bei mir ein bekanntes Schuhgeschäft, das meine Mutter auch häufig aufsuchen sollte, damit ich dort Zeichentrickfilme in der Kinderecke schauen konnte. Und das, obwohl ich zuhause auch viel gucken durfte. Aber ich schweife ab.
Besonders interessant fand ich den Teil mit den Weihnachtsessen. Ich habe als Dreikäsehoch die Tradition begründet, dass es bei uns am Heilig Abend immer Kassler in Blätterteig gab (ich war hauptsächlich am Blätterteig interessiert), bevor am Ersten Weihnachtstag bei meiner Oma die obligatorische Gans auf den Tisch kam (ich aß dann natürlich Kartoffeln satt und war zufrieden). Toast Hawaii gab es lustigerweise bei meiner Frau, allerdings ohne Hawaii und mit einem kleinen Hähnchenschnitzel anstelle des Schinkens. Ist das dann noch Toast Hawaii? Ich weiß es nicht.
John
Mit Hähnchenschnitzel ist es schon ein Toast Hawaii de luxe.
Michael Kleu
Das war wieder eine der Folgen, auf die ich nicht so sonderlich viel Lust hatte. Ich habe sie nur der Vollständigkeit halber gehört und war dann doch überrascht, wie gut sie mir gefallen hat. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass ich mich immer freue, wenn Christian dabei ist.
Mir hatte mal im Pfadfinderferienlager der Koch soviel Kartoffelpüree auf den Teller getan, dass es mir fast aus den Ohren wieder raus kam. Danach konnte ich lange keine Kartoffeln mehr essen, was bei einem guten Teil meiner Verwandtschaft, der seinen Lebensunterhalt mir dem Anbau von Kartoffeln verdiente, nicht sehr gerne gesehen wurde 😉
Ich habe jetzt richtig Lust auf Toast Hawaii bekommen und schiebe mir jetzt welche in den Ofen.
tancarino
Moin zusammem,
Ach, wo Ihr mich daran erinnert… ich könnte auch mal wieder Toast Hawaii machen. Kennt Ihr die Geschichte dieser Kulinarik? Das hat doch dieser Fernsehkoch namens Wilmenroth erfunden, um in den 1950ern einen Hauch von Exotik in deutsche Haushalte zu bringen. Schon der Begriff „Toast“ war so fremdartig und versprühte Weltgewandtheit. Was waren wir verwirrt, als in Filmem jemand sagte „Darauf einen Toast“ und keiner holte den Toaster! Wilmenroth war gar kein Koch, nur jemand mit dem richtigen Riecher für das was die Hausfrau interessierte und wie man als gegelter Charmebolzen weibliches Publikum bezirzen konnte. Wie lange glaubten wir das Ananas nur in Dosen existiere.
Wie bereits erwähnt, war in Nachkriegshaushalten von Arbeiterfamilien in den 1960ern das Geld so knapp, dass jeder Pfennig zwei mal umgedreht werden musste. An Luxusfertigzeug war nicht zu denken, außerdem hatte die Generation der Mütter und Großmütter damals das Kochen beherrscht und bereits bemerkt, dass die Fotos auf Fertigpackungen nicht viel mit dem Inhalt zu tun hatten, rechneten durch und wussten: das mache ich selbst besser und billiger. Ist diese Weisheit heute abhanden gekommen?
Unser Speiseplan beinhaltete Preiswertes in erster Linie. Eintöpfe aus Erbsen, weißen Bohnen, grünen Bohnen, Linsen, Quer durch den Garten, Graupen, alles als Hülsenfrüchten hoch und runter. Fleisch kam in homöopathischen Dosen vor, bisschen Speck für den Geschmack, geschnippelte Würstchen aus dem Glas. Sonntags ein Brathähnchen, das war unser Festbraten.
Aber wir hatten einen Garten mit sehr fruchtbarem Boden. Der lieferte Äpfel und Birnen, Johanisbeeren rot und schwarz, Stachelbeeren (wer kennt die noch?), Erbsen und Bohnen, Karotten, Mirabellen und Pflaumen, saure und süße Kirschen und vieles mehr. Sommerzeit war immer Erntezeit, Einkochzeit, Entsaftungzeit und nichts ist mir so in Erinnerung wie das Aroma von entsafteten roten Johannisbeeren! Selbstversorgung war geboten, an Tiefkühlkost war lange noch nicht zu denken.
Fischstäbchen gab es ab und zu. Spiegelei mit Kartoffeln und Spinat, wie schön, dass heute genau das als eine ausgewogene Mahlzeit gilt. Gestoftes… das Bonduelle Dosengemüse (Erbsen und Möhrchen) ertränkt in einer sahnigen Milchpampe… war mega-angesagt. Hering in saurer Sahne nach Hausfrauenart, dazu geschnìppelte Zwiebel, Äpfel, Gurke…lecker. dazu die unvermeidlichen Salzkartoffeln, welche ich heute noch nicht langweilig finde. Kartoffelbrei/püree selbst gemacht, Bratkartoffeln aus den übrig gebliebenen kalten Salzkartoffeln, weg geworfen wurde nichts.
Reden wir heute von Fertigprodukten, und von dem was ausgebeutete Radler nach Haus bringen, dann muss man es kritisch hinterfragen. In Deutschland regiert der Geiz bei Lebensmitteln, das ist bekannt. Auch wissen wir, dass Lebensmittelkonzerne gigantische Profite einfahren. Möglich ist dieses nur durch Austausch hochwertiger Zutaten durch Fälschung und billigste Zutaten möglich, die so tun als seien sie echt. Kindheit prägt, und leider mögen viele Erwachsene heute das gefälschte Industrieprodukt lieber als die selbst gekochte natürliche Variante.
Wir können nicht auf diese Dinge schauen ohne die Tricks der Industrie zu entlarven. Sebastian Lege zeigt diese Tricks regelmäßig im Fernsehen, indem es aus Lebensmittelchemie Fertigprodukte nach kocht. Kürzlich produzierte er Dosenravioli ohne Tomaten und ohne Fleisch, und auch diese mundeten einigen Testessern vorzüglich.
Ich kann nur raten: guckt auf die Zutatenlisten. Die Industrie vermeidet inzwischen die E-Nummern und verwendet die Klarnamen: Hefeextrakt, Maltodextrin, Zuckerkulör, Ascorbinsäure, Säureregulator, Sojalecithin… klingt besser als E… machts aber nicht besser. Benutze ich solche Zutaten zum Kochen? Nein! Warum denn heute immer noch Dosenravioli, wenn nebenan im Kühlregal eine frische Variante auf uns wartet mit viel kürzerer Zutatenliste? Warum nicht die mit dem Biolabel, wo die Zutatenliste noch kürzer ist? Wo so etwas wie Nitritpökelsalz seltsamerweise fehlt? Es wird beauptet, es ginge nicht ohne. Bioprodukte zeigen. DASS es sehr wohl geht. Aber es erfordert die Zahlungsbereitschaft eines fairen Preises.
Sind wir denn heute immer noch so arm, dass wir weiter beim Essen geizen müssen? Kleiner Disclaimer: ja, auch bei uns gibt es Menschen mit knappem Budget. Aber auch hier gilt: gehst du öfter mal zum Shoppen von Fash Fashion zu Primark? Ist dein Smartphone teurer als nötig und öfter neu als nötig? Was gibst du für Rauchen, Alkohol, Gelnägel, Frisuren und sonstiges aus und steht das im Verhältnis zu dem was dein Essen kostet?
Die europäischen Nachbarn schauen verächtlich auf unseren Geiz, zurecht wie ich finde. In Gemüseanbaugebieten wie Almeria gilt: wenn es Schrott ist, wirf es nicht weg. Schick es nach Deutschland. Die essen alles, wenn es nur billig genug ist. Ich finde, wir sollten es uns wert sein, kein schlechtes Essen zu verzehren. Das was früher mal „gut“ gewesen war, ist es heute ofr nicht mehr. Rezepturen wurden verändert, hochwertige Zutaten durch billigste ausgetauscht, Markentreue ist oft eine Konsumfalle. Das was „Milch“ sagt oder suggeriert, enthält häufig nur emulgiertes Palmfett. Ist ja auch weiß. Und Lebensmittelgeiz zerstört unseren Planeten. Wollen wir am Ende wirklich sagen: „Wir waren zu geizig um uns das Gute zu gönnen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und denen die für unser Essen sorgen fair zu entlohnen.“