Der Retro-Podcast. Popkultur und Persönliches von gestern, vorgestern und vorvorgestern.

086: Michael Ende II – Zwischen Phantásien und Bavaria

Episode herunterladen (MP3, 158 MB)

Da ist er endlich: Der abschließende Teil der Dilogie, die sich mit Michael Endes Werk beschäftigt – der Autor, der Klein-Simon und Klein-Sebastian fesselte wie kein anderer.

Endes Hauptwerk und das kostbarste, unergründlichste Jugendbuch der beiden Podcaster ist Die unendliche Geschichte von 1979. Eine Geschichte voller Spiegelbilder – seien es die Hauptcharaktere Bastian und Atréju, die Menschenwelt und Phantásien, Glücksdrache Fuchur und Finsterwolf Gmork, zwei Buchhälften, eine weiße und eine schwarze Schlange – und zwei rotsamtene Buchdeckel voller Philosophie, Romantik und Angeboten zum Träumen oder Denken.

Nur: Einer der beiden Podcaster sah zuerst die 1984er Verfilmung von Wolfgang Petersen und hat so den Artax von hinten aufgezäumt. Der konsequenten und zarten Vision Michael Endes stellten sich damals ein gewaltiger Medienrummel und die Marketingmaschine des Bernd Eichinger entgegen. Kunst und Kommerz, noch so ein Spiegelbild.

(Zu Jim Knopf und Momo in der Rückspultaste geht es hier entlang.)

Zurück

085: Wer nicht fragt, bleibt dumm

Nächster Beitrag

087: Immer diese Prominenten im Sack

  1. Alexandra

    Hallo Sebastian und Simon,

    vor Jahren war ich mal in den Bavaria Filmstudios, bei uns im München, und habe mir die Sachen von der „The Neverending Story“ angesehen. Auf den Drachen bin ich nicht gesessen, weil ich zu diesen Zeitpunkt schon zu groß und alt war. Es lohnt sich immer dort sich alles anzusehen.

    Grüße und ein schönes langes Wochenende

    • Achim

      Der Protagonist in Ready Player One ist eigentlich auch dick. Ich verstehe aber, dass man die Charaktere in Filmen besser aussehen lässt. Es ist ja sogar in Biopics meistens so, dass die Darsteller besser aussehen als die Originale.

      By the way. Sebastian spricht es ja selber an. Wahrscheinlich meint er aber was anderes, aber manchmal erwähnt er die Querdenker und dann immer sehr abfällig. Ich habe mich auch an alles gehalten und bin sogar 4 mal geimpft. Allerdings muss ich nach 3 Jahren sagen, dass wir vielen Menschen (nicht allen) Unrecht getan haben. Nicht jede Kritik war dämlich.
      Ich sehe das auch vor dem Hintergrund des Krieges und wie man Leute, die nicht unendlich viele Waffen liefern wollen und am liebsten vor Panzerpostern wichsen würden, sofort diffamiert werden. Man hat Mitte letzten Jahres bereits medial vorbereitet, dass wenn man wegen zu hoher Energiepreise usw. aufpassen mit wem man demonstriert und die meisten ja ehh rechts sind.
      1989 wurde „Wir sind das Volk“ skandiert. Das ist doch eindeutig rechts. 😜

      • Bridge66

        Hallo Achim,

        ich weiß ja nicht, welcher Jahrgang du bist und was du von der DDR mitbekommen hast, aber der Spruch „Wir sind das Volk“ ist nicht „eindeutig rechts“. Es ist vielmehr eine Antwort auf die DDR-Führung, die behauptet hat, das Volk zu vertreten, aber ganz und gar nicht das getan hat, was das Volk wirklich wollte.
        Dummerweise wurde der Spruch später von Gruppen missbraucht, die zwar laut, aber auch klein und keineswegs „das Volk“ sind.
        So habe ich es als „Wessi“ seit 1989 mitbekommen.

        LG
        Bridge

  2. Julien

    Hallo,

    Ihr habt den Schwarm angesprochen. Ich habe versucht, die Serie unvoreingenommen zu schauen und wurde sehr positiv überrascht. Ich finde die Serie nämlich sehr Trekkig und sowohl thematisch als auch was das Tempo angeht, The Motion Picture nicht unähnlich.

  3. Roger

    Hallo zusammen

    Vielen Dank für die tolle Besprechung. Ich habe „Die unendliche Geschichte“ etwa mit 10 oder 11 Jahren gelesen und fand das Buch sehr ansprechend. Ihr habt super herausgearbeitet, was die Story ausmacht und was Ende damit aussaen wollte.

    Als „Lustiges-Taschenbuch-Junkie“ möchte ich noch darauf hinweisen, dass 1993 im LTB Nr. 186 (Graf Frost und das Zepter der Zeit) eine Adaption dieser Geschichte erschienen ist, welche sich offenbar an der Filmversion orientiert. In „Abenteuer im Comicland“ flüchtet Donald (Bastian) vor seiner Realität und findet auf einem Speicher das Buch (eben „Abenteuer im Comicland“) und vertieft sich in die Story, in welcher Micky Maus (Artreu) zusammen mit Goofy loszieht, um den „Helden“ zu finden, damit die erkrankte Prinzessin Daisy (die kindliche Kaiserin) nicht weiter Schaden nimmt und letztlich stirbt. Anstelle von Fucher fliegen die Protagonisten mit Dumbo durch die Welt. 🙂

    Es würde zu weit führen, alle Disney-Figuren und Anspielungen hier aufzuzählen, aber ich finde diese Geschichte sehr gut adaptiert und es ist – wenn man das Original kennt -ein grosser Spass, dies zu lesen. Notabene in einem brutal starten LTB, welches nebst dieser Story auch noch eine „Herr der Ringe“-Geschichte und eine Addams-Family-Adaption enthält.

    Beste Grüsse

    Roger

  4. Trisco

    Hallo Leute, herzlichen Dank für die Fortsetzung der Ende Duologie. Hier ein paar Gedanken von mir. Ich habe die Unendliche Geschichte zuerst als Film im Kino gesehen, aber erst 1989 mit 7 Jahren. In der DDR kam der Film nämlich erst 1989 ins Kino und wurde dann immer wieder im Ferienkinoprogramm wiederholt. Wir hatten ja keine Videorekorder. Ich hab den Film so etwa 7 mal auf der Kinoleinwand gesehen. Erwas vergleichbares gab es damals für mich nicht. Besondere Schreckmomente waren immer, wenn Morla niest, der Gang durchs Orakel und am Ende, wenn der Wolf in der Ruinenstadt auftaucht. Die Atmosphäre des Films nimmt einem als Kind emotional richtig mit. Die Figuren und die Sets haben ein wirklich großartiges Design und dann noch die Musik von Klaus Doldinger. Beim Thema der Sümpfe der Traurigkeit, wird mit der Panflöte richtig auf die Tränendrüse gedrückt.
    Die Düsterkeit des Films passt sehr gut in die Zeit für „Fantasy“Kinderfilme Anfang bis Mitte der 80er, die auch aus den USA kamen, wie z.B. Mrs. Bisby, Feivel, Taran, das letzte Einhorn, Labyrinth. Man hat jedenfalls im Gegensatz zu heute den Kindern mehr zugetraut!
    Wer noch mehr über die Entstehungsgeschichte lesen möchte, kann ich neben Sebastians Empfehlung auch noch das Buch „Die Unendliche Geschichte der Film“ von Remy Eyssen empfehlen. Das gibt es auch nur noch antiquarisch, aber auch als Scan auf Archive.org. Dort steht auch warum die ganzen Änderungen gegenüber dem Ende-Buch und auch die ganze Amerikanisierung schlussendlich gemacht werden mussten. In Deutschland gab es nur 3600 Kinos (etwa 15000 in den USA!) und selbst wenn man wie erhofft 3 Mio. Kinozuschauer bekam, so konnte man nie Produktionskosten von anfangs geschätzten 25 Mio Mark in Deutschland wieder einspielen. Als dann die Kosten explodierten sah man sich halt gezwungen das Drehbuch soweit zu verändern, dass man sicher einen internationalen Erfolg landet und auch die Schulden bei den Verleihern begleichen kann. So jemanden wie Michael Ende, kann man es sicherlich auch schwer recht machen. Er hat sich ja selbst beim schreiben schwer getan und hat sicherlich als er gemerkt hat, wie groß das ganze wird, gemerkt, dass er für die Filmrechte vielleicht nicht genügend rausgehandelt hat. Was mich auch zum Buch führt. Das habe ich Anfang der 90er das erste Mal gelesen und ich hab mich sehr schwer getan. In der Mitte habe ich dann beim Löwen dann schließlich abgebrochen. Erst vor etwa 3 Jahren habe ich das Buch nochmal von vorne angefangen und durchgelesen. Gerade der Mittelteil in der Wüste der Farben zieht sich das Buch und der Autor scheint selbst erstmal nicht genau zu wissen in welcher Richtung er weiter schreiben soll bis es dann aus meiner Sicht qualitativ nicht mehr ganz so gut wie im ersten Teil weitergeht. Deshalb sagen mir die anderen Ende Bücher auch mehr zu. Noch ein letzter Kommentar zum 2. Film. Es war ja klar, dass man nicht mehr die gleichen Kinderschauspieler nehmen konnte, aber dann hätte man wenigstens optisch ähnliche Kinder nehmen können. Die Story aus dem Buch hat alleingestellt selber schon nicht mehr soviel hergegeben wie der erste Teil und die Effekte waren dann für Anfang der 90er einfach zu plump. Trotzdem hat der Film als Kinderfilm für mich noch geradeso funktioniert und ich war Mitte der 90er auch einmal in den Bavaria Studios und hab mir die Kulissen zum 2. Teil angesehen. Ich denke mit den heutigen Mitteln wäre es durchaus machbar die Geschichte als Miniserie nochmal buchgetreuer zu verfilmen.

  5. Karl

    Ich muß gestehen, dass ich (wie viele vermutlich auch) zuerst den Film gesehen habe, bevor ich mich an das Buch (das ich noch immer nicht fertig gelesen habe, antiquarisch in einer dtv-Taschenbuchausgabe erstanden, aber mit den alten Illustrationen) wagte. Als Kind war ich nicht sonderlich fürs Lesen zu begeistern (für Hörspiele schon). Und wie bei Simon hat es sehr lange gedauert, bis ich den Film das erste Mal gesehen habe, im Weihnachts-Fernsehprogramm des ORF, Ende der 80er. Als ‚Die Unendliche Geschichte‘ im Kino lief, gab es ein Making of, das glaub ich auch zu Promozwecken im Fernsehen gezeigt wurde. Ich weiß das deshalb noch so genau, vor allem weil darin erzählt wurde, dass sie die Szene mit Artax in den Sümpfen der Traurigkeit ziemlich oft wiederholen mußten, aber fragt mich nicht warum das so war, ich glaub mit der Technik hat was nicht hingehauen. Man sah auch, wie die Szene zustande gekommen war, in der Atreju vom Nichts beinahe verschlungen wird: da wurde eine ganze Kulissenbühne mit Bäumen, Steinen, Gräsern aufgebaut und dann schräg gekippt und so ins Rutschen gebracht, so dass es aussah, als würde das Nichts das Land verzehren. Und natürlich hab ich auch die Sendung ‚Auf los gehts los‘ gesehen, wo die beiden Hauptdarsteller auf der Rennschnecke hereinkutschiert wurden. Eigentlich Wahnsinn, so viel Technikaufwand für so wenig Screentime dann. Der Film war verschwenderisch in jeder Beziehung: ich weiß noch, dass ein Nachbarskind (das älter war als ich) den Film im Kino sehen durfte und hat dann so ein Hochglanz-Programmheft mitgebracht, das war mehrere Seiten dick mit zahlreichen Szenenfotos und Infos.

  6. Karl

    Ein Nachtrag vielleicht zu @Triscos Kommentar: „Man hat jedenfalls im Gegensatz zu heute den Kindern mehr zugetraut!“ (in Bezug auf Brutalität in Kinderfilmen)

    Ich glaube nicht, dass man von Kinderherzen in den 80ern mehr Standhaftigkeit erwartet hat sondern dass Kritiker nur wenig ausrichten konnten im Gegensatz zur heutigen Shitstorm-Kultur. Auch liegen Kinderfilm und Familienunterhaltung in den USA immer unter dem Radar von Tugendwächtern, denn die Studios wälzen die Verantwortung auf die elterliche Begleitung ab.

  7. Hi Leute, danke für diesen wunderbaren Zweiteiler. Ich bin sehr großer Ende-Fan, habe fast sein Gesamtwerk hier im Regal und als Münchner habe ich auch das Glück, ohne großen Aufwand in das Michael Ende Museum in Schloss Blutenburg gehen zu können. Das ist sehr klein aber auch sehr sehenswert. Dort wurde unter anderem ein Bücherregal aus Endes Wohnung aufgestellt, das mich wirklich sehr zum Lachen gebracht hat. Das ist wirklich exakt das, was man heute von einem Rollenspiel-Nerd erwarten würde: Lovecraft, Tolkien, Blackwood, Asimov, Crowley,…

    Kleine Kritik: Ich bin zu Momo und zur Unendlichen Geschichte ursprünglich über die wirklich hervorragenden Hörspiele gekommen, die ihr leider nicht erwähnt habt. Selbstverständlich sind sie gekürzt, aber sehr stimmungsvoll und mit wirklich guten Sprechern.

    Und falls ihr doch einen Dreiteiler hieraus machen wollt (bittebitte!): Ihr habt überhaupt nichts zu Ende erwachseneren Erzählungen gesagt. „Das Gefängnis der Freiheit“, „Die Vollmondlegende“ oder mein absolutes Ende-Lieblingsbuch „Der Spiegel im Spiegel“. DSIS ist eine extrem düster-depressive, sehr gesellschaftskritische und Ansammlung von symbolistisch-surrealen Geschichten, die durch das Aufgreifen einzelner Handlungselemente komplex ineinander verwoben sind. Es gibt dazu auch eine hervorragende, prominent besetzte inszenierte Lesung bei Audible.
    Habt ihr nie davon gehört?

    Und zum Schluss wollte ich noch mit euch teilen, was für mich die größte Leistung Endes ist: Er hat durchgehend Fantasy geschrieben, ohne je ein gängiges Klischee aufzugreifen und ist über seine gesamte Schaffenszeit nie in eine eingefahrene Bahn gekommen. Das schafft wirklich kaum ein Autor, weil Klischees und Autobahnen natürlich sehr viel einfacher zu bedienen sind. Ende hat in dem Interview mit Fuchsberger selbst gesagt, er wäre „der Alptraum aller Verleger“, weil bei ihm jede Geschichte so extrem anders sei. Genau das ist es, was mich an ihm so fasziniert.

    • Sebastian

      Danke für Deine Nachricht!

      Das Museum klingt sehr geil, besonders Lovecraft und Crowley im Ende-Regal freuen mich!

      Den Spiegel im Spiegel las ich neulich nach der unendlichen Geschichte. In der Tat ein faszinierendes Buch, aber ich las es damals nicht – deswegen hab ich dazu keine anekdotischen Kindheits- oder Jugenderinnerungen, weshalb es nicht gut passt für die Rückspultaste. Ebenso die genannten Hörspiele, die weder Simon noch ich sie damals hörten. Vollständig können wir – so gesehen – nicht, nur persönlich.

      Schönen Feiertag Dir,
      Sebastian

  8. Doris

    Wie schön es doch ist anderen Menschen dabei zuzuhören, wie sie über Lieblingsdinge aus der Kindheit sprechen!

    Mein erster Kontakt mit der Unendlichen Geschichte war auch das Hörspiel auf drei Kassetten, mit dem mich meine Eltern auf einem laaaangen Urlaub beschäftigen wollten (die Armen, drei Kassetten in Dauerschleife :-)). Es ist mir heute noch ein Rätsel, wie so eine dicke Geschichte auf drei Kassetten gekürzt werden konnte. Die Sprecher waren so toll. Meistens sind Adaptionen ja nicht so toll wie das Original (die Zeichentrickserie fand ich komisch, war aber auch eigentlich zu alt dafür), aber das Hörspiel habe ich in sehr guter Erinnerung. Ich war schwer enttäuscht, dass der zweite Film gar nicht so großartig war wie die Bilder, die sich beim Hören des Hörspiels in den Kopf geschlichen haben.

    Erst Jahre später habe ich das Buch in die Finger bekommen, und welche Freude war es, die vielen zusätzlichen Geschichten und Details darin zu entdecken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén

Consent Management Platform von Real Cookie Banner