Der Retro-Podcast. Popkultur und Persönliches von gestern, vorgestern und vorvorgestern.

099: Im Zeitalter des Wassermanns

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Namaste, liebe Hörerinnen und Hörer.

UFOs! Reinkarnation! Prä-Astronautik! Harmonische Konvergenz der Planeten! Über zwei Jahrzehnte, bevor 1993 The X-Files diese Themen aufgriff, war all das ab Ende der 1960er Teil der New-Age-Bewegung, welche die Grenzen zwischen Wissenschaft, Religion & Science-Fiction verschwimmen ließ. Das zu glauben, galt zwar irgendwie als verrückt, gleichzeitig aber als schick und prägte den Lifestyle und die Popkultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Nach unserer Folge 96, die sich mit unseren Glaubensgeschichten auseinandersetzte, geht ihre Fortsetzung in esoterischere Gefilde. Was, wenn ein neuer Glaube entsteht, der gleichzeitig der traditionellen westlichen Religion und dem Turbokapitalismus etwas entgegensetzen will? Vielleicht läßt sich auch damit wunderbar Geld machen?

Der (nur für diese Folge) selbsternannte Guru Sebastian nötigt seinen Ko-Seelenwanderer Simon dazu, jede Menge New-Age-Kram zu konsumieren – von Erich von Däniken über William Shatner bis Shirley MacLaine, um der Transzendenz eine Dimension näher zu kommen… im Zeitalter des Wassermanns.

(Reklame-Musik von Vyra.)

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098: Hilfe, die Prominenten im Sack kommen!

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100: Hundert am Gelben

  1. Ich werde bekloppt, was ein gutes Thema. freue mich schon aufs Hören. Gerade als jemand, der ebenfalls mit Erich von Däniken (in Vadderns Handgepäck) aufgewachsen ist.

  2. kuu

    Mein Erstkontakt mit Esozeug war glaube ich die Radioshow von Rainer Holbe auf Radio Luxembourg, am Wochenende am späten Vormittag. iirc, auf 1440 kHz Mittelwelle, ca. 1984/85 (da war ich ungefähr 10).

    In der Show ging es um Stimmen im Tonbandrauschen, PSI-diesdas und sonstige unheimliche und Eso-Geschichten.

    Das hat mich im wesentlichen verwirrt, weil ich in den Jahren zuvor sehr sehr sehr genau aufgepasst hatte bei Kompass (der deutschen Version von 3-2-1 Contact). Und die ganze Familie eher technisch/ingenieurisch unterwegs war. Und das daraus geformte Weltbild war im wesentlichen experimentell bestätigt und konnte mit Geistererscheinungen aller Art nicht mehr so richtig etwas anfangen.

    Hattet ihr auch Experimentierkästen?

    (Ich habe gerade auf Youtube da nochmal reingehört. Das man dabei so ernst bleiben kann…)

  3. Jack Holborn

    Däniken hat nie behauptet von Außerirdischenn entführt worden zu sein. Im Gegenteil, er hat es eher bedauert, nie ein Ufo gesehen zu haben. Ich war zweimal aus Neugier bei seinen Vorträgen. Am Ende sagte er jedesmal:“ Glauben sie nicht das, was ich sage. Ich drehe mich noch im Grab um wenn irgend ein Spinner aus meine Theorien eine Art Sekte macht. Prüfen sie selber die Quellen (alte Schriften, etc) und bilden sie sich ein eigenes Urteil „. Ich will ihn jetzt nicht verteidigen, aber seine Thesen sind zumindest spannend. Ich verweise auf seine Sendungen in Sat 1 Anfang der 90er (gibt’s auf YouTube Auf den Spuren der Allmächtigen) Schade ist nur, dass er jetzt mit dem Kopp Verlag zusammen arbeitet. Das hätte er wirklich nicht nötig

    • Patrick

      Guter Hinweis auf die Sat1- Serie aus den 90ern! An die musste ich auch sofort beim Hören denken. Finde es auch schade, dass er nun anscheinend von den Rechten vereinnahmt wird…

    • Mister Incredible

      Moin! Thesen müssen durch empirische Untersuchungen zu untermauern sein, es müssen sich Indizien finden oder es muss ein Experiment möglich sein, das überall auf der Welt reproduzierbare Ergebnisse liefert. So funktioniert Wissenschaft. Irgendwas behaupten kann jeder, jedoch wissen wir, dass Däniken rein gar nichts von dem belegt kann, was ihm ein beachtliches Einkommen bescherte. Ist irgendwas von dem was er behauptet in Nature, Science oder The Lancet gelandet? Nein. Was die Anhänger der Schwurbels schnell behaupten lässt, dass die „Mainstream-Wissenschafts-Elite“ diese „bahnbrechenden Erkenntnisse“ ablehne, da sie nicht in ihre „Ideologie“ passe. Und da sind wir auch schon angekommen in den (rechten) Verschwörungsmurmelzirkeln.

      Somit ist diese Figur für mich nichts anderes als ein nett erzählender Schwafler, der seinen Anteil am hochlukrativen Esoterikmarkt vereinnahmen wollte und auch hat.

    • Danke für den Hinweis auf die TV-Serie. Ein Kuriosum, das zum Image des Privatfernsehens Anfang der 90er passt, würde ich sagen. Der labyrinthartige Schriftzug im Vorspann lässt mich direkt an eine weitere TV-Prominenz jener Jahre denken: den Teletaps im ZDF. Wirklich köstlich finde ich die unumwundene Ankündigung: »Erich von Däniken erzählt ihnen heute von…« Diese Wortwahl deutet ja bereits an, dass es nicht um Beleuchten, Analysieren oder gar Belegen geht. Sehenswert finde ich die erste Folge immerhin aufgrund der vielen angestaubten CGI-Sequenzen. Sie entfalten heute in meinen Augen einen ganz eigenen Charme.

      Apropos alte CGI: Als Kind und junger Teenager hatte auch ich eine nicht unerhebliche Faszination für UFOs und Außerirdische. Diese ging soweit, dass ich sogar Poster mit CGI-Aliens in meinem Zimmer hängen hatte, die zuvor sorgfältig im „Nanu-Nana“ ausgewählt worden waren. Die Ästhetik dieses Wandschmucks kann man sich in etwa so vorstellen wie die Cover der Future-Trance-Compilations Ende der 90er.

      Auch die Micky Maus griff 1994 mit einem Rundumschlag das Esoterik-Thema auf: Ausgabe 19 enthält neben „4 unglaublichen Extras“ auch eine Doppelseite, auf der alles über den Yeti, Uri Geller und Schweben durch Willenskraft zu lesen ist. Diesem bunten Potpourri liegt passenderweise noch eine Sammelkarte über Filmtricks auf der Enterprise bei. Zu den Beweisfotos hier entlang:

      https://www.dropbox.com/scl/fo/7vqhhjxt0wv9svz0lad7j/ALysnfwFn1SN0R2SKEIKf9o?rlkey=toev32wg81dmhvng5ephfq6c4&dl=0

      Erst jetzt beim Schreiben ist mir wieder eingefallen, dass ich Anfang der 90er sogar mal UFO-Sichtungen gefälscht habe. Die Anleitung dafür stammte vermutlich ebenfalls aus einer Micky Maus (woher auch sonst?) und war denkbar simpel: Aus schwarzem Tonkarton eine Silhouette zurechtschneiden, an die Fensterscheibe kleben und dann mit dem Fotoapparat den weit entfernten Himmel ablichten. Das faszinierende Ergebnis ist: ein unscharfer Tonkarton, der nur in naiven Kinderaugen wie ein mysteriöses Flugobjekt aussieht. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen und ich beauftragte meine Mutter damit, gleich mehrere Abzüge machen zu lassen, um diese dann in der Grundschule verteilen zu können. Leider waren meine Mitschüler:innen skeptischer und aufgeklärter – oder einfach nicht empfänglich genug für das Übernatürliche –, sodass ich meinen Bilder am Ende verschenken musste. Denn ursprünglich war der Plan gewesen, sie für Pfennigbeträge zu verkaufen…

      Viele Grüße aus Köln
      Jens

  4. Patrick

    Was habe ich mich auf diese Folge gefreut! Wie bolle! Und jetzt, nachdem ich sie gehört habe, was ist da….ein wenig Scham und ein wenig Enttäuschung.
    Zunächst vielleicht zur Enttäuschung. Ich fand es echt schade, dass ihr z.B. dem Machwerk von Frau MacLaine so viel Raum eingeräumt habt, wo doch der deutsche Sprachraum selbst so viel Material bietet, auch über den guten van Däniken hinaus. Ich denke an die guten alten „Time Life“ – Reihen zu den unerklärlichen Phänomenen, ich denke an Spezialgeschäfte wo es von CDs über Bücher bis hin zu Steinen für jede Richtung der Esoterik das passende Angebot gab (ich kann mich alleine aus meiner Jugend an mindestens zwei Geschäfte erinnern die in meiner Stadt parallel existierten). Ich denke auch daran wie viele Esoterik – Fans die 90er „Indianer-Begeisterung“ aufgegriffen haben und plötzlich diese Welt auch in der Esoterik integriert. Meine „Enttäuschung“ liegt aber auch sicherlich daran, dass New Age und Co. in meiner Kindheit bei mir einen total hohen Stellenwert hatte und ich daher einfach unendlich über das Thema hätte zuhören können.
    Für mein Gefühl war zudem auch nicht der Flow so wie ich ihn sonst von Euch kenne aus TaD, aber das lag vielleicht auch daran, dass ihr beide nie wirklich in dem Thema drin wart.
    Und hier kommt das Gefühl der Scham ins Spiel: Ich war total fasziniert dass ihr als Kinder beide dem Zeugs nicht auf den Leim gegangen seid. Ich kam mir in dem Moment total dumm vor. Habe die Bücher von Däniken als Kind gelesen (zwi. 8 und 12 Jahren) und hab das für bare Münze genommen. Ich muss dazu aber sagen, dass ich als Kind ein (kindliches) Urvertrauen in das gedruckte Wort hatte. Ich wusste natürlich dass es erfundene Geschichten gibt, aber wenn etwas als Sachbuch daher kam, dann war ich felsenfest davon überzeugt, dass das „wissenschaftlich“ ist. Für mich war das absolut nachvollziehbar, was Däniken geschrieben hat, wie er z.B. auch Bibelgeschichten ( die ich gut aus dem Kindergottesdienst kannte) sachlich erklärt hat ( die Vernichtung von Sodom und Gomorrha als Atombombenangriff der Aliens). Da habe ich gedacht „Das kann ich nachvollziehen „, im Gegensatz zu den biblischen Geschichten, die mir als Kind widersprüchlich erschienen ( „Ist Gott jetzt der alles verzeihende Vater oder ein rachsüchtiger Tyrann?“). Für mich war Däniken absolut befreiend in dem Moment, weil es mir eine „rational-wissenschaftliche“ ( nach den Maßstäben meines dummen kindlichen Ichs) Erklärung für einiges gab und mir das Gefühl gegeben hat, alles was ich mir nicht erklären (oder verstehen/einordnen) kann als Kind, hat nichts mit einem launischen Überwesen zu tun, sondern kann wissenschaftlich erklärt werden. Auch wenn wir im Moment vielleicht noch nicht die Mittel haben, diese Dinge zu messen etc.
    Eine Perspektive eines “ Insiders“ hätte der (dennoch) guten Folge sicherlich gut getan, von daher hoffe ich, ihr greift das Thema ggf. nochmal auf!
    Liebe Grüße und meine Frau und ich freuen uns auf Juli!

    • Sebastian

      Hallo Patrick,

      danke Dir für den Kommentar – und kein Grund zur Scham, ich selbst war ja als Kind davon fasziniert/gegruselt/fantasiegekitzelt. Von der Faszination ist auch noch ein großes Stück übriggeblieben, deswegen führte kein Weg um diese Sendung herum. Doch weil’s wie immer ein autobiografischer Podcast ist, geht er nur so tief wie mein eigener Blick. Bei sicherlich vielen Themen könnte es für Vollspezis tiefer gehen, ich denke da vor allem an unsere Gaming-Folgen. Das ist Begleiterscheinung davon, dass ich den Podcast persönlich halten will: Your mileage may vary.

      New-Age-Insider kenne ich leider keine gut genug, um sie in den Podcast einzuladen. Gerade bei solchen potenziell verfänglichen Themen brauche ich Gesprächspartner, denen ich tausendprozentig vertraue, eben mein Stamm-Rückspul-Team. Denn sonst könnte es durchaus passieren, dass mein Gegenüber „frei dreht“ und beim Thema Esoterik sehe ich eine klare Linie, die die Rückspultaste nicht überschreiten sollte. Dieses Risiko möchte ich bei meinem Podcast nicht eingehen, dazu mögen sich andere berufen fühlen. Und selbst innerhalb des Teams bleibt es unerwartet. Ich mochte wirklich sehr, wie ich bei Simon diesen Monat auf Granit gebissen habe. Das gab dem Ganzen ein kerniges Aroma, mit der ich sehr zufrieden bin.

      Und gute Nachrichten: Eine Anknüpfung folgt Ende August, auch wenn Folge 102 einen Haken schlägt und eigentlich was anderes behandelt. Doch die 99 könnte man durchaus als Vorgeschichte betrachten. (Das soll als Vorschau genügen, keine Spoiler.)

      Auf Juli und den Besuch von euch und so vielen coolen Leuten freue ich mich auch riesig – hoffentlich wird das Wetter besser als heute!
      Sebastian

  5. Daniel

    Lieber Sebastian, ganz falsch ist das mit den 10 % des Hirns, die wir nutzen, nicht. Ich empfehle dir dazu einen Beitrag von Martin Moder, Molekularbiologe, Podcast-Kollege von euch und „Science Buster“ im österreichischen Fernsehen: youtube.com/watch?v=IvW6iZot-h4

    Stichwort: Dunkle Neuronen. (Spoiler: Es geht dabei trotzdem nicht darum, dass wir superintelligent wären, wenn wir alles nutzen könnten). 🙂

  6. Mister Incredible

    Moin, Ihr Bewohner des Inneren Zirkels!

    Da habt Ihr ja einige dolle Fässer aufgemacht, deren Inhalt zu verkosten mir immer schon ein neugierdegetriebenes Fest war! Ich muss zugeben, dass der Begriff „New Age“ an mir spurlos vorüber gezogen ist, vermutlich wegen meiner tief sitzenden Abneigung allem übernatürlichen Hokuspokus gegenüber. Als Heidenkind, das fern von (Aber-) Glauben groß wurde, dafür stets fakten- und evidenzorientiert, fand ich es immer befremdlich zu erleben, wenn andere sich diesem „es gibt mehr zwischen Himmel und Erde“ raunend-schwurbelnd hin gaben… forderte später genau von denen die Benennung des Autoren (Shakespeare, „Hamlet“!) und die Komplettierung des Zitates. Auf Deutsch „…als sich unsere Schulweisheit träumen lässt“. Im Original jedoch „…than are dreamt of im your philosophy.“ Nix Schulweisheit, oder gar Wissenschaft. Übersetzungsfehler würde ich sagen, zumindest nach heutigem Verständnis.

    Nehmen wir dennoch die „Schulweisheit“ und setzen diese heute gleich mit dem Wissenschaftsbegriff, dann bedeutet es ja nichts anderes als dass jenseits aller Forschungsergebnisse noch offene Fragen bleiben, die man ohne Verständnis der Quantenmechanik kaum druchdringen kann. Ist hier etwa jemand der Feldgleichungen versteht? Bei mir ist schon kurz nach Thermodynamik Schuss. Wer aber leichtfertig (und oft unwissend) Shakespeare zitiert, der will mir weis machen dass er die Gesamtheit aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse bei seiner Bewertung „übernatürlicher“ Phänomene berücksichtigt habe. Ganz schön anmaßend, finde ich.

    Eine fröhliche Zitatezerpflückung fand ich hier:
    https://buggisch.wordpress.com/2011/04/28/totschlag-zitate-mehr-dinge-zwischen-himmel-und-erde/

    Simon, Du bist nicht dumm. Du weißt vieles nicht wie wir alle, aber du weißt fehlende Information zu beschaffen, und sollte diese Deiner bisherigen Ansicht zuwider laufen , schlüssig sein, die Quelle vertrauenswürdig und verifizierbar, dann bist Du bereit anders auf das bisher für „wahr“ Gehaltene zu blicken. Trivialbeispiel „Neelix“ auch wenn dessen Bewertung gerade nicht nur faktenbasiert sein dürfte. Die Fähigkeit seinen Standpunkt zu hinterfragen ist Klugheit!

    Kennzeichen unserer Zivilisation ist bekanntlich die Arbeitsteilung durch Spezialisierung. Erkenntnisse und Errungenschaften wurden bald so vielfältig, dass eben nicht mehr jeder alles beherrschen konnte. Einer war super im Feuermachen/bewachen, einer im Pfeilspitzenbau, andere im Jagen. Somit ist die Ursuppe der Zivilisation das Vertrauen – darauf dass der andere seinen Job gut macht und mich nicht über den Tisch zieht. Ist das ein Thema heute? Ja, zunehmend. Schwurbel und Verschwörungsgeschwätz basieren auf null Vertrauen gegenüber allem: Politik, Verwaltung, Forschung und Lehre, Unternehmen, Funktionsträgern, Medien etc. Ja, Vertrauen kann missbraucht werden, Absicht durch kriminelle Vorteilsnahme, Zufall, Unfall, Fahrlässigkeit, „höhere Gewalt“ können Vertrauen erschüttern, sollten es aber nicht elimenieren, weil eine Gesellschaft ohne sie zerfallen muss. Ja, ich bin im Leben Opfer von Diebstahl und Betrug geworden, aber ich unterstelle nicht jedem Menschen solche Absichten. Wir sehen es bei unseren Flacherdlern, stellvertretend für jene die alles in Frage stellen: das ist Dummheit pur. Misstrauen als Lebenseinstellung.

    Was wir glauben und was für wahr halten, durchläuft gemeine und irrationale Filter, die wir am besten durchscbauen und zum Teil nur dann eleminieren können, wenn wir reflektiert auf uns selbst blicken. Dumme wie z.B. einige pöbelnde Wutbürger, lehnen das ab., weil sie trotzig an ihrem Weltbild festhalten wollen. Klugheit oder gar Weisheit ist es, offen für neue Erkenntnisse zu sein, selbst wenn sie bisherige als gesetzt geltende Dinge zu Fall bringen. Der Weise weiß um die Veränderlichkeit von allem und sieht darin keine Bedrohung, sondern schöpft sein Sicherheitsempfinden eher aus dem Wissen um seine Resilienz und Anpassungsfähigkeit.

    Sehr empfehle ich die „Liste der kognitiven Verzerrungen“ auf Wikipedia, die englische Version führt unter „BIAS“ eine noch größere Auflistung. Allein das Wissen um diese allgegenwärtigen Denkschablonen ist ein Quell überraschender Aha-Momente für mich gewesen! Wer BIAS kennt, der lernt sich selbst besser kennen.

    Intuition, auch mehrfach erwähnt, das Bauchgefühl, beinhaltet „natürlich“ auch nichts Übernatürliches, wir nehmen Gestik, Mimik, Stimmlagen, Blicke, Körperhaltung und vieles mehr nach MUSTERN wahr, evolutionsbedingt absolut zielführund, weil viele Entscheidungen (Freund oder Feind?) schnell getroffen werden müssen. Bekannt ist, dass wir in Millisekunden wissen, wer un/sympathisch ist. Das kann nur nach Mustern gehen. Auch sehen wir optisch ständig Muster. Das Gesicht auf dem Mars. Wir kennen alle diese lustigen Netz-Fotos mit Gesichtern in Baumstämmen, Felsformationen (in Fjorden heißen sie Trolle), auf Kanaldeckeln, Briefkästen, Steckdosen… lieber 1000 mal den Busch für einen Bären gehalten als 1x den Bären für einen Busch! Das lässt sich sogar im Experiment prüfen: schwächt man Stück für Stück eine sinnliche Wahrnehmung nach der anderen, steigt die Unsicherheit in der Einschätzung. Bedeutet für „Ditschitällnätiffs“: pass auf, dass deine Kinder direkte Echtzeit-Kommunikation, verbal und nonverbal lernen, denn wer nur tippt und wischt, dessen Gefühl für andere Menschen verkümmert komplett! Praktizierende Psychotherapeuten sehen das klägliche Ergebnis von Asocial Media täglich.

    Der Wunsch nach Sinn und einfacher Ursache wohnt uns inne. Daher „muss“ doch alles einen Sinn haben… „Schicksal / Bestimmung“, höhere Gerechtigkeit. „Alles kommt wieder zu dir zurück“, wer protokolliert und saldiert noch mal unsere Sünden und guten Taten? Wir sehen Muster auch in der leider falschen Risokoabschätzung, da niemand eine realistische Vorstellung von zufälligen Ereignissen hat. Empfohlende Lektüre: „Das Risikoparadox – warum wir uns vor dem Falschen fürchten.“

    Somit muss ich aufgrund von Fakten und Wahrscheinlichkeiten das Geschwurbel Dänikens, angebliche UFO-Sichtungen und Entführungen durch Aliens für Mumpitz halten. Die UFO-Gläubigen scheinen jede vernünftige Erklärung abzulehnen und auch nicht damit zurecht zu kommen, dass die Sichtung jedes unerklärlichen „Aerial Phenomenons“ mangels omnipräsenter Messapparaturen erwartbar oft unmöglich ist. Jedoch hilft Mathematik wie so oft: Wahrscheinlichkeiten berechnen!

    Wir verfügen über die Fähigkeit zum Senden und Empfangen modulierter Radiosignale seit 100 Jahren. Alter unserer Zivilisation, erste Siedlungsgründung, vor 12.000 J. Große Landlebewesen: einige 100 Mio J. Lebensentstehung vor 3,5 Mrd J. Die „boring Era“ der Einzeller dauerte 1 Mrd J. Mondentstehung durch Planetoideneinschlag, habitable Zone zur Sonne und zum galaktischen Zentrum, Vulkanismus / Plattentektonik, Yucatan-Asteroid, tektonischer Landlückenschluss bei Pánama, absurd viele Ereignisse mussten Statt finden damit Homo Sapiens möglich werden konnte. Wir hätten mit höchster Wahrscheinlichkeit an jedem x-beliebigen Flaschenhals scheitern können.

    Wie lange existiert eine technische Zivilisation die zur Radiokommunikation und Spektralastronomie fähig ist? Erste Dampfmaschine vor gut 300 J, das ist der Beginn der Industrialisierung, in dieser winzigen Zeitspanne haben wir die Biosphäre des Planeten so weit destabilisiert, dass bei Trendfortschreibung dessen Unbewohnbarkeit gesetzt ist. Zwei „gleichzeitig“ existierende technische Zivilisationen in einer Entfernung, die Radiokommunikation oder gar physische Reisen zulässt (unter Berücksichtigung von Signallaufzeiten durch „c“) ist, wie Prof. B. Deiss vorrechnet „nicht null, aber extrem unwahrscheinlich“. Werden wir irgendwann ein echtes ‚Wow-Signal“ von Aliens empfangen? Ich würde nicht damit rechnen. Man hat den Energiebedarf ermittelt für ein eng fokussiertes Radiosignal zum nächsten Stern, Proxima Centauri: es wäre „astronomisch“. Die am weitesten entfernte Voyager-Sonde misst inzwischen keinerlei Strahlungseffekte der Sonne mehr, hat also die Heliosphäre verlassen, sie ist „nur“ 24 Mrd km entfernt, knapp 1 Lichttag. Glaubt wirklich jemand, dass irgendwer unsere UKW-Signale empfängt auf einem Exoplaneten und gerade die Rudi-Carrell-Show guckt? Der nächste Stern ist 1.570 mal so weit entfernt wie Voyager seit 1977 flog. Sie ist das schnellste jemals vom Menschen gebaute Objekt.

    Wir sollten uns damit abfinden, dass wir allenfalls spektroskopisch Anzeichen für Leben in einer Atmosphäre eines Exoplaneten messen könnten. Hin reisen und nachgucken? Illusorisch, für immer, weil „Naturgesetze“. Wir wissen, dass zahlreiche andere Sonnensysteme in der Ekliptik unseres Sonnensystems liegen, deren „Bewohner“ könnten mit entsprechener Technik den Erdtransit vor der Sonne messen und so unsere Atmosphäre analysieren. Was wenn dort jemand im Erdjahr 1810 begann einen unerklärlichen CO2-Anstieg auf der Erde zu messen? Die Exo-Uno beschloss sodann ein planetares Sendeprojekt zu installieren. Sie haben 100 Jahre lang mit gigantischen Energiemengen (aus ihrer partiellen Dyson-Sphere, hihi) die Erde per Richtfunk auf allen Radiofrequenzen „besendet“, bekamen aber nie Antworten. 1910 waren sie frustriert, der Exoplanetare Rat unter dem Vorsitzenden CrissoLindo beschloss, dass man Geld und Strom anders sinnvoller einsetzen könne und man stellte das interstellare Radioprojekt ein, wenige Jahre bevor man auf der Erde Radioempfang und -sendung etablierte. Dumm gelaufen. Die Wahrscheinlichkeit arbeitet immer gegen Alienfunksprüche.

    Sebastian sprach es an, dass die Selbstzerstörung durch Ressourcenübernutzung eine Ureigenscbaft jeder Zivilisation sein könnte. Sind wir der kosmische Normalfall, dann wird es den „Anderen“ genau so ergehen wie uns: Selbstauslöschung durch Unvernunft. Daher kann man für (technische) Zivilisationen eine klare Endlichkeit annehmen, welche eine gleichzeitige Existenz nahe der Nullwahrscheinlichkeit rückt.

    Vortrag von Prof. Deiss über die Wahrscheinlichkeit einer kommunikationsbereiten Exozivilisation (Kanal „Urknall, Weltall, Leben“ ist sehr empfehlenswert für alle Geerdeten. Auch Star Trek findet hier Widerhall)

    https://youtu.be/1vd_5Rx5NAw?si=WPPtJ_x79KNMzgvU

    Wir kommen die anderen nicht besuchen, uns besuchen die Anderen nicht. Vielleicht sind sie längst ausgestorben oder sie werden erst existieren nach unserem Aussterben. Einem Planeten und dem Universum ist es egal ob wo wann was oder wer lebt. Mars und Venus haben sich soweit bekannt nie beschwert. Ebenso wenig wird dieses die Erde tun, wenn die Sonne das Leben in einigen 100 Mio J. auslöschen wird. Können entwickelte Zivilisationen bei drohender Unbewohnbarkeit des Heimatplaneten jemals die konstante Besiedelung anderer Himmelskörper schaffen zwecks Arterhaltung? Ich halte es für unmöglich, weil… Naturgesetze. Ganze Biosphären lassen sich nicht exportieren (Noahs Kutter) und Exobiosphären werden für jeden Besucher tödlich sein (Mikrobiom). Und dann, Antrieb, Energie, Lebenserhaltung, Massenträgheit, technische Lebensdauer, kosmische Strahlung, Nahrung, Lebens“qualität“ im Generationenschiff…

    In den 1960ern sah man uns ab 2000 wie die Jetsons gekleidet in Silberstramplern mit Untertassen herumflitzen, die Realität hieß Ozonloch und 9/11. SciFi-Träume sind nett, doch sollte man sich hüten sie mit realistischer Zukunft zu verwechseln, denn die Wirklichkeit ist profaner.

    Das Fantasieren und „Spinnen“ liegt uns in den Genen, und es war immer die Voraussetzung für abstraktes Denken. Es zeichnet uns aus, ohne das geht kein planvolles Handeln. Dass wie begannen auch das Unmögliche zu denken, hat großen Unterhaltungswert, und viel von diesem für unmöglich Gehaltene war irgendwann doch möglich. Daraus leiten manche ab dass alles möglich sei. Der Rationale konsultiert die Wissenschaft um zu lernen wo zwischen Science und Fiction aufgrund von Universellen Naturgesetzen die Trennlinie liegt. Besser Kant als Shakespeare: „Habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ … Credo der Aufklärung.

    Sorry, Ihr Lieben, dass mir bei diesem Leib- und Magenthema jede Verbalsparsamkeit abhanden kam, da ist wohl der Pferdekopfnebel mit mir durch gegangen. Zum Abklingen schalte ich nun meinen Hildegard-Orgon-Akkumulator ein *lg*. (Wieso nur ist das Esoterikzubehör immer so teuer???)

    PS: wer wie ich teuflischen Spaß daran hat unwissenschaftlichen Schwurbel zu entlarven, dem seien vom WDR als YT-Video oder Podcast die „Quarks Science Cops“ vom WDR empfohlen. Zu hören wer da an was glaubt, kann so erheiternd aber auch erschreckend sein. (Warnung – sie sind natürlich „esoterikkritisch“…)

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