Der Retro-Podcast. Popkultur und Persönliches von gestern, vorgestern und vorvorgestern.

006: Back to School

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Liebe Kinder, es ist so weit. Die schönen, langen, faulen Sommertage sind vorbei und die Schule fängt wieder an. Obwohl Jan und Sebastian die heiligen akademischen Flure schon lange hinter sich gelassen haben, steigen sie furchtlos und wißbegierig in die tückische Zeitmaschine namens Erinnerung.

Diesmal also kein popkulturelles Thema, sondern ganz persönliche, sozio-kulturelle Beobachtungen. Da könnt ihr uns hoffentlich verzeihen, daß wir etwas aufgeregt waren und bei der schieren Nostalgieflut die geplante Struktur beiseitegelegt und frei assoziiert haben. Auch wenn das in Sebastians Fall heißt, daß er so oft wie eben möglich „Star Trek“ sagen will. Manche Dinge ändern sich wohl nie. Als Belohnung für eure Nachsicht erfahrt ihr nicht nur Details über Schulwechsel und Samstagsunterricht – auch Eis-Pizza, Geiselnahmen und andere Katastrophen kommen nicht zu kurz.

Und jetzt: Ohren nach vorne und Konzentration. Für uns ist das schließlich auch die sechste Stunde.

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  1. Eine interessante Folge, die für mich wie Erzählungen aus einer vollkommen anderen Welt klingen.- Ihr seid noch Samstag zur Schule gegangen? Das kannte ich nur noch aus der Generation meiner Eltern, wusste aber nicht, dass das zu eurer Zeit noch normal war.

    Sebastian: Bei der Abiturprüfung wurden drei Jahre Schulwissen abgefragt? Also 11, 12 und 13?

    Ihr kanntet die Parteimitgliedschaft des Schulleiters? War das allgemein bekannt? War so etwas üblich? Ist für mich vollkommen unvorstellbar gewesen.

    • Das ist schon verrückt. Mir kommt es so vor, als wäre es gestern gewesen, daß sich die berichteten Schulanekdoten zutrugen – und für Dich klingen sie wie Aufzeichnungen aus Atlantis. Aber ich denke schon, daß sich da eine Menge geändert hat, hauptsächlich zum Guten. Wenn wir uns in der Fortsetzung den Schmerzen aussetzen, über den Unterrichtsstil zu sprechen, wirst Du vermutlich wieder staunen.

      Und ja, ich kann bestätigen, daß sich die vier Abiturprüfungen inhaltlich auf die gesamte Oberstufe bezogen.

      Du hast recht, wenn Du schreibst, daß die öffentliche Parteimitgliedschaft der Schulleitung eigentlich ein Unding ist, aber wir haben das nur bedingt hinterfragt. Sowohl der Schulleiter als auch sein Stellvertreter sind heute noch stadtbekannte Christdemokraten. Mit Parteibuch und allem Drum und Dran.

  2. Ich muss sagen, ich war zunächst skeptisch: Menschen, die ich nicht persönlich kenne, reden über ihre Schulzeit. Tja, nun, was sollte das mir als Hörer schon geben? Antwort: erstaunlich viel.

    Die Sendung war wieder einmal sehr angenehm zu hören, unaufgeregt, informativ (diese Sache mit dem Samstagsunterricht fasziniert auch mich, der ich Anfang der 1990er eingeschult wurde – es ist mir gerade tatsächlich entfallen, ob 1991 oder 1992 …) und vor allem wirbelt sie in mir ein schwer zu beschreibendes Gefühl des Nostalgie auf, als würde ich einer Schulzeit nachtrauern, die ich weder geographisch, noch sozial (bei mir war die Mauer schon gefallen – verrückt!) noch zeitlich miterlebt habe. Das ist, denke ich, euer großer Verdienst – durch lebendiges Erzählen Bilder im Kopf (und im Herzen) zu generieren, die ein kaum greifbares Konglomerat aus eigenen und fremden Erinnerungen bilden. Wahrscheinlich stelle ich mir eure Schule deshalb als Mischung aus meiner Grundschule, der Orientierungsstufe und der High School aus dem „Breakfast Club“ vor. 😀
    Und das alles, obwohl ich mit meiner persönlichen Schulzeit, gerade ab der siebten Klasse, auch viel unangenehmes verbinde.

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

    • Vor der Aufnahme waren wir irre aufgeregt und prokrastinierten. Unser Bedenken war: „Schaffen wir es, so viele eigene Anekdoten miteinander zu verknüpfen, daß sie eine kritische Masse annehmen und in Menschen von ganz anderswo her Erinnerungen an deren Schulzeit wecken?“

      Deswegen sind Deine Zeilen für uns das größtmögliche Lob – vielen Dank dafür. Dem Jan hab ich es auch schon weitergeleitet, das wird ihn riesig freuen.

      Das bestärkt uns auch darin, einerseits noch mehr Persönliches in den Podcast einzubringen und andererseits mit den Formaten zu spielen.

  3. Auch wenn die Folge schon etwas her ist, aber ich wollte schon lange mal auch hier meinen Senf dazugeben. Eine wirklich schöne und interessante Folge, danke dafür.

    Samstagsunterricht kenn ich auch noch, auch wenn ich immer der Ansicht war, das sei nur bei uns auf der östlichen Seite der Mauer so gewesen. Ich kann mich noch genau erinnern wie stolz ich zu meiner Einschulung 1985 war, als ich endlich mein Pionierhemd und -halstuch tragen durfte. ^^ Und ich war damals auch ein ganz klein wenig böse auf den Mauerfall, weil ich es deswegen nicht geschafft habe Thälmannpionier zu werden. 😉

    Wenn ihr tatsächlich noch eine Schulfolge macht, dann würde mich vor allem interessieren, wie eure Oberstufenzeit aussah. Ich habe mein Abitur nach 12 Jahren gemacht, so wie es in Thüringen auch heute noch üblich ist. Und ich habe auch nicht sehr viele Leute in meinem Bekanntenkreis, die ihr Abitur erst nach 13 Jahren gemacht haben. Wenn ich daran zurückdenke, kann ich mich nicht erinnern, dass ich unglaublich gestresst oder überfordert war, weswegen ich mir nur sehr schwer vorstellen kann, was man mit noch einem weiterem Schuljahr so anstellen kann.

    • Danke für die Blumen – und für die Anregung! Wenn wir es schon in der nächsten Fortsetzung (die auf jeden Fall kommt) bis in die Oberstufe schaffen, greifen wir das sicher auf.

  4. Christian

    Jetzt endlich, nachdem ich das ja schon lange auf Twitter angekündigt hatte (@giornatanera),hier meine wenigen und bescheidenen Erinnerung an meine Schulzeit:
    Leider habe ich auch viel zu gut dieses elitäre Gerede der Lehrer im Ohr bezüglich des Gymnasiums:“Ihr macht alle Abitur,macht euch Mal keine Gedanken um das Geld“.
    Leider waren wir dann Ende der 80er doch ein wenig anders gesinnt und hatten uns auch tatsächlich ein subversives Abi-T-Shirt ausgedacht,welches wir dann auf dem verhassten Abiball tragen wollten.
    Vorne sollte stehen“ Hab das Abi in der Tasche,bleibe trotzdem eine Flasche“
    Bitte vergessz nicht,dass wir von den Lehrern damals wirklich eingetrichtert bekommen haben,wie fürchterlich privilegiert wir doch wären etc,und das hat uns vielen,die wir ja aus ganz normalen Arbeiterfamilien stammten, recht wenig interessiert.
    Auf jeden Fall sollte dann auf der Rückseite folgender Spruch,der dann dafür gesorgt hat,dass das Projektteam sich dagegen entschieden hat:
    „Ich könnte mit vor Wut das Hemd zerreißen,und mitten auf mein Abi sch…..eint der Mond“

    Sollte man eigentlich einsprechen,bin aber eher der Schüchterne😊..
    In den nächsten Tagen folgt noch ein wenig mehr zu Samstags immer richtig und Lehrer-Besonderheiten….Wenn ihr denn noch Infos braucht?!

    Alles Gute,
    Christian

    • Hallo Christian,

      vielen Dank für Deinen Kommentar und die Anekdote. Die können wir perfekt einbauen, wenn wir in der Fortsetzung über Abis und deren Mottos sprechen. (Hoffentlich kommen wir so weit und verquatschen uns nicht wieder total.)

      Wenn Dir weitere Dinge einfallen, gerne her damit. Dann füllen wir unsere hörbare Zeitkapsel nicht nur mit unseren Dingen, sondern auch mit denen unserer Hörer, das wäre doch cool. Außerdem regt uns das bestimmt dazu an, daß uns eigene Geschichten wieder einfallen. Oder auch Abschweifungen.

      Bis die Tage,
      Sebastian

      • Christian Preiß

        Au weia..ich sollte mir abgewöhnen auf dem Handy längere Texte zu schreiben..so ein Gestammel, unvollendete Sätze und Tippfehler..ich gelobe Besserung!

        PS: Der Link in der „möchtest du dem Thema folgen mail“ funktioniert leider nicht

        • Keine Sorge, Du stammelst ja nicht ansatzweise so sehr wie wir im Podcast. Du hörst uns ja immer nur, nachdem geschnitten wurde.

          Der von Dir angesprochene Link wird von WordPress generiert – darauf hab ich leider keinen Einfluß. Aber schade.

  5. Christian

    So nun endlich noch ein paar gedanken zu meiner Schulzeit:
    Ihr hattet 2 große Pausen??? Das war ja ganz schöner Luxus, muss ich schon sagen. Wir hatten nur eine grpße Pause, von 9 Uhr 55 bis 10 Uhr 20, das reichte gerade um einmal den Schulhof im Inneren bereich, raus durfte man ja nicht, zu umrunden. Vor der großen pause 2 Schulstunden und danach, da war man dann um kurz nach 13 Uhr mit dem Unterricht fertig. Nachmittgs kam es in der Unterstufe keinen Unterricht, da ja Samstags 4 Stunden fällig waren. Das war dann dummerweise immer Sport oder religion, die ganz mutigen haben da dann immer geschwänzt, aber die sind ja auch in den knapp 20 Minuten Pause auch immer zum Edeka um die Ecke und haben sich da mit Süßigkeiten verpflegt, da wir auch ganz lange keinen Pausenverkauf hatten, das hat dann recht spät der Hausmeister freiwillg gemacht. Später, inder Mittelstufe wurde dann der Samstagsuntericht abgeschafft, dann kam der Nachmittagsunterricht, aber ebenso mit schwänzfreudigen Fächern wie Samstags.

    Zum Rausgehzwang in den Pausen fällt mir noch ein: früher waren wir ja immer in einem Klassenzimmer, ausser wenn wri Bio, Physik oder Chemie hatten, da ging es dann in die jeweilgen Sääle, aber in der Oberstufe war man ja immer jede Stunde in einem anderen Zimmer ( warum weiß ich allerdings auch nicht mehr), da ging die Pause immer drauf um rechtzeitig in den jeweiligen Raum zu kommen..

    und noch eine kleine Anekdote zum Thema „Besondere Lehrer“:
    Wir hatten einen steinalten Mathelehrer, der mal gerne auch in den pausen einen kleinen genascht hat. Um das aber auch im Unterricht zu schaffen, hat er sich mirt einem kurzen Kommentar“ ich muss mal ebenwas kopieren“ aus dem Unterrichtsraum geschlichen, ist in den Kopierraum und kam dort immer mit leicht gerötetem Kopf und einer deutlichen Fahne wieder zurück. In den allermeisten Fällen hatte er auch natürlich zu wenig Kopien gemacht, daß er dann nochmals hinmusste, mit dem Ergebnis, dass der Kopf noch röter war und wir in der ersten Doppelstunde keinen Fatzen Mathe gemacht hatten..unfassbar, wenn ich daran zurückdenke…

    schöne Grüße,

    Christian

  6. stef baura s

    vielen Dank auch für diesen Cast. (sorry, hab heute grad Zeit und Lust, und schreibe jetzt zu einigen Folgen was in die Kommentare.)

    Ja, das hat viele Erinnerungen an die eigene Schulzeit geweckt (1972-82), hat echt Spaß gemacht.

    Zum Samstagsunterricht:
    wir hatten noch ein System mit 3 Samstage Schule, der 4. Samstag im Monat frei. DAs war immer Chaos, wenn der Monat mal 5 Samstage hatte, ich hab auch nicht mehr auf dem Schirm, wie das damals geregelt wurde, ich weiß aber noch, dass ich durchaus schon mal zur Schule bin, und dann war keine, und ich war nicht die einzige.
    Dann wurde gewechselt auf 1x Schule,1 x frei, und so in den letzten 2 Schuljahren könnte ganz frei gewesen sein, hab ich vergessen.

    Pausen war immer 5 minuten nach jeder Stunde, und einmal 10, einmal 15 minuten nach jeder 2. Stunde. und natürlich musste man immer raus.

  7. OMG, die Hintergrundmusik gegen Ende!! War schon länger nicht mehr im La Costa Lotta… 😉 Sehr schön, brachte Erinnerungen zurück. Bei „BGL“ fällt mir irgendwie nur orange-braun-Sichtbeton ein… LG, schöner Podcast!

  8. Da ich im Oktober 78 geboren bin und dementsprechend auch in NRW von 85 bis 98 zur Schule ging, kam mir sehr vieles von Euren Erzählungen sehr bekannt vor. Erstaunlich!

    Komischerweise kann ich mich nicht an meine eigene Abschiedsfeier aus der Grundschule erinnern. Stattdessen kann ich mich an die erste Abschiedsfeier erinnern, bei der ich dann als Erstklässler unter den Anwesenden war. Da hat einer von den großen Jungs so krass geheult, dass ich es noch deutlich vor Augen habe. Hat mich schwer beeindruckt damals.

    Zur Samstagsproblematik: Alle 14 Tage Samstags je 2 Doppelstunden.

  9. Hallo, schöne nostalgische Eindrücke. Wenn „Säggsisch“ eine Sprache wäre, wäres es ein Akzent. So isses ein „Diöläggd“. Ich hab noch ein Rätselwort: Meliddokaweewildordiedn. (Ich darf das, denn meine halbe Familie kommt von dort.)

    Zum Schreiben von Hand verweise ich mit großer Leidenschaft auf den (wo wir schon bei Nostalgie sind)… Füllfederhalter. Kein Scherz. Vor ein paar Jahren gönnte ich mir den „Souverän Stresemann“ des großen Herstellers mit dem Wasservogel im Firmenlogo. Kein Vergleich! Kugelschreiber erfordern immer einen gewissen Andruck auf dem Papier, meine schöne handgefertigte 750er Goldfeder gleitet fast schwerelos dahin. Eine wahre Schreibfreude.

    Gerade weil wir mit der Rückspultaste so sinnlich in auch den technischen Errungenschaften der Vergangenheit schwelgen, empfehle ich den „Füller“. Patronenfüller gibt es, aber die Klassiker sind Kolbenfüller, und das Betankungsritual mit Fässchen und Aufziehen der Tinte, es ist ein haptischer Genuss voller Tradition.

    Meine „handkalligraphierten“ Glückwunschkarten zu Geburtatagen und Weihnachten, auch Grüße von Reisen, erwecken auch bei den Adressaten Aufmerksamkeit. Es tut gut, nicht jeden Hype mitzumachen wie Urlaubsgrüße per Gruppen-SMS oder Chatmessage zu machen. Eine ausgedruckte SMS hänge ich nicht an meinen Weihnachtsbaum. Probiert es mal aus, fühlt sich mindestens so gut an wie Kassettenrekorder!

    Tanzen = sinnloses Gezappel und unästhetische Verschwitztheit in ungeeigneter Umgebung, da keine Sportveranstaltung. Ich sehe es ganz genau so. Ach, zu gern hätte ich damals zu meiner Schulzeit auch einen Trekkigen Freundeskreis gehabt, der so tickte wie ich. Auch ich wurde als letzter in die Sportmannschaft gewählt, hihi.

    Als ich 1971 mit der 5. Klasse ins Gymnasium kam, tat sich eine andere (und schönere Welt auf). Es gab die schrulligen und eher unmotivierten Lehrkräfte, aber auch tolle Humanisten die branntem für ihren Beruf! Kartenraum, Sprachlabor, Chemielehrsaal, das hatte alles ein gewisses Ambiente. Overheadprojektor, mit endlosen Kurbelfolien… Tageslichtprojektoren, die ewig brauchten bis die blöde Quecksilberdampflampe mal ordentlich hell wurde. Lehrer, die sich abmühten um leicht angestaubte 16mm Filmrollen der FWU in den Projektor einzufädeln…unser Hausmeister hieß Krause. Wirklich! Und zu den zwei gleich langen Großen Pausen mussten wir auch raus. Zu meinem Missfallen.

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